"Seit 69 Stunden ist
vieles anders - wir haben Angst"
150 Leute bei ökumenischem Friedensgebet in der
Stadtkirche
Borna.
Mit dem Lied "Dona nobis pacem" endete
gestern (Freitag, 14. September 2001)
Mittag ein ökumenisches Friedensgebet, zu
dem weit mehr als 150 Leute in die Bornaer
Stadtkirche gekommen waren. Superintendent
Matthias Weismann sagte mit Blick auf die
tragischen Geschehnisse in den Vereinigten
Staaten, "seit 69 Stunden ist vieles
anders". Die Menschen seien entsetzt, "und
wir haben Angst". Zuvor hatten 12:00 Uhr
wie in ganz Deutschland und auch vielen
Kirchen in der Region die Glocken geläutet.
Weismann, ebenso wie die Pfarrer
Elisabeth und Martin Roth
(evangelisch-lutherisch), Ulrich Grabowski
(frei evangelisch) und Michael Teubner
(katholisch) dabei, brachte die allgemeine
Hilflosigkeit auf den Punkt. "Jedes Wort
ist unangemessen, jede Erklärung hilflos."
In der Kirche saßen auch zahlreiche
Schüler. So die Klasse 8b, die gestern
ursprünglich im Rahmen des
Geschichtsunterrichts zu einer Exkursion
auf den Spuren von Martin Luther
aufgebrochen war. "Die Kinder haben den
Ernst der Lager aber schon erkannt", sagte
Lehrerin Mandy Schwarz. Das gilt auch für
die Schüler der Dinterschule, die am
Dinterdenkmal Blumen niederlegten und
Kerzen aufstellten.
Die Kirche soll auch in der nächsten
Zeit jeden Tag bis 18:00 Uhr offen
bleiben. Hier liegt außerdem ein
Kondolenzbuch aus, das amerikanischen
Bürgern übergeben werden soll.
Die sind, wie der Vorsitzende der
Mibrag-Geschäftsführung Bruce P. DeMarcus,
"zutiefst berührt von der Anteilnahme".
DeMarcus sagte gegenüber der LVZ, dass
dies für ihn und seine Landsleute sehr
tröstlich sei. Unterdessen hat die
PDS-Kreistagsfraktion in einem
Kondolenzschreiben an den amerikanischen
Generalkonsul in Leipzig, Timothy M.
Savage appelliert, "trotz aller
verständlichen Empörung und des
nachvollziehbaren Zorns" seinen Einfluss
geltend zu machen, eine militärische
Eskalation zu verhindern.
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