KZ-Außenlager Flößberg soll nicht in Vergessenheit geraten
Flößberg/Eulatal (tl). Das ehemalige KZ-Außenlager in Flößberg ist in den vergangenen Jahren weitgehend in Vergessenheit geraten. Nun soll es angesichts des bevorstehenden 60. Jahrestages des Kriegsendes wieder ins Bewusstsein gerückt werden. Dieses Ziel hat sich Eulatals Bürgermeister Karsten Richter auf die Fahne geschrieben.

Es solle versucht werden, das Objekt und die Wege dorthin zu beschildern sowie das Areal um den Gedenkstein ansprechend zu gestalten. Vor drei Jahren hatten sich Schüler des Bad Lausicker Schiller-Gymnasiums der Erforschung von Details dieses Außenlagers des KZ Buchenwald angenommen, Zeitzeugen befragt sowie ein Modell und ein Informationsblatt gestaltet. Die ebenfalls geplante Beschilderung und Gestaltung der Gedenkstätte scheiterte damals an fehlenden Fördermitteln.
Text: Leipziger Volkszeitung (16.03.2005)
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Noch harrt das ehemalige KZ-Außenlager Flößberg der Beschilderung und zeitgemäßen Gestaltung
Projekt soll demnächst rund werden

Flößberg/Eulatal. "Mit unserer Arbeit möchten wir dem Vergessen entgegenwirken...", hatten Tina Freitag und Frank Redemske, damals Bad Lausicker Gymnasiasten, im schriftlichen Teil ihrer Nachforschungen über das ehemalige KZ-Außenlager in Flößberg vermerkt. Und dennoch blieb das Projekt auf halben Wege stecken.

Eulatals Bürgermeister Karsten Richter hielte den bevorstehenden 60. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus für einen geeigneten Anlass, an die damaligen Aktivitäten anzuknüpfen und die Sache demnächst rund zu machen. "Wichtig wäre es, dass wir unsere Jugend, aber auch die Bürger mit diesem Teil der Geschichte vertraut machen. Und wenn das direkt vor der eigenen Haustür passierte, wäre das sicher noch eindrucksvoller", so Richter.

Denn die damals anvisierten Ziele konnten die Schüler und ihre Geschichtslehrerin Annett Flemming, die inzwischen am Gymnasium Rochlitz unterrichtet, trotz großen Engagements nicht restlos umsetzen.

Nachgehakt

Nach Recherchen und Gesprächen mit Zeitzeugen entstand eine interessante umfangreiche Schülerarbeit. Zudem wurde ein Informationsblatt, das Auskunft über die damaligen Geschehnisse und eine Lageskizze vermittelt, erarbeitet. Führungen zum Außenlager Flößberg wurden angeboten, die Rechercheergebnisse im Internet verbreitet. Zudem baute Frank Redemske ein Modell von 1,20 x 1,20 m, das die Ausmaße des Lagers darstellt. "Doch wir hätten darüber hinaus den Standort des ehemaligen Außenlagers sowie die Wege zum Gedenkstein gern noch beschildert. Und auch den inzwischen ziemlich verwilderten Mahnmalplatz wollten wir gestalten, beispielsweise 80 Lebensbäume pflanzen. Doch das gelang trotz vielfältiger Bemühungen damals nicht", bedauert auch Annett Flemming. Zwar wären sogar Kostenvoranschläge für die Schilder und Bepflanzung eingeholt, Kontakte zu anderen Organisationen geknüpft worden - so der Civitas oder der Katholischen Jugend in Borna. Doch da sich letztlich die Beantragung von Fördermitteln hinzog und die Schüler inzwischen ihr Abi gemacht hatten und nicht mehr in Bad Lausick weilten, verlief die Sache im Sand.

Der bevorstehende Jahrestag könnte allerdings Signalfunktion haben, die Bemühungen nun wieder zu forcieren. "Schön wäre es, wenn sich an einer Schule der Region eine Gruppe finden würde, die dabei die Gemeinde unterstützen könnte", so Richter.
 
Standpunkt: Verpasste Chance
von Thomas Lang

Im September 2001 und 2002, während sie zur Geschichte des KZ-Außenlagers Flößberg forschten, veranstalteten die Bad Lausicker Gymnasiasten zwei Führungen mit den 10. Klassen ihrer Schule. Rund zwei Drittel der Schüler wussten zuvor nichts von der Existenz eines solchen Lagers im nur wenige Kilometer entfernten Flößberg. Nur fünf Prozent waren im Bilde, was dort einst passierte.

Heute - Jahre danach - dürfte sich kaum ein anderes Bild ergeben. Das ist - gerade angesichts des Rechtsrucks in Sachsen und dem ganzen Land - überaus schade. Denn Einsichten kommen bekanntlich aus Wissen und Erkenntnissen. Deshalb sollte nunmehr die Chance konsequent beim Schopf gepackt werden, heute daran zu erinnern, was hier geschah. Denn reden allein ist zu wenig.
Auch hier mahnen die Toten

- Das Flößberger Arbeitslager - ein Außenlager von Buchenwald in Zusammenarbeit mit der HASAG - lag an der Verbindungsstraße zwischen Beucha und Flößberg im Großen Fürstenholz.

- Es existierte vom 30. November 1944 bis zum 13. April 1945.

- 10 bis 14 Häftlingsbaracken waren neben mehreren Bewacher-, Lager- und Arbeitsgebäuden dort vorhanden.

- Ende 1944 kamen die ersten 150 Häftlinge aus Buchenwald; 1945 579 weitere. Die restlichen der insgesamt etwa 1.900 Häftlinge kamen aus dem Leipziger HASAG-Werk. Außerdem zählte das Lager etwa 100 zwangsverpflichtete Franzosen, Belgier und Holländer.

- Mindestens 168 Menschen starben in diesem Flößberger Lager; viele wurden aber auch als "Nichtarbeitsfähige" wieder nach Buchenwald transportiert.

- Zuerst erinnert allein ein Gedenkstein der VVN inmitten des Waldstücks daran, dass dort Hunderte von Häftlingen Zwangsarbeit, z.B. beim Panzerfaustbau, leisten mussten und viele starben.
Text: Thomas Lang, Leipziger Volkszeitung (16.03.2005)
Foto: Jens Paul Taubert
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