"Gedenken heißt auch, wachsam zu sein"
Gestern auf dem Häftlingsfriedhof bei Flößberg und in Geithain angemahnt, die Lehren aus der Geschichte zu ziehen

Flößberg/Geithain (tl). Der Leiden der 1904 meist jüdischen Häftlinge, die von November 1944 bis April 1945 das Außenlager Flößberg des KZ Buchenwald durchliefen - 235 davon waren vor Ort gestorben -, gedachten gestern Nachmittag zum Internationalen Holocaust-Gedenktag Bürger auf dem Häftlingsfriedhof im Großen Fürstenholz. Eingeladen dazu hatten der Verein Geschichtswerkstatt Flößberg und der Förderverein Gedenkstätte Flößberg.

Wolfgang Heidrich vom Geschichtsverein erinnerte daran, dass die Rote Armee, die an diesem Tag das KZ Auschwitz befreite, auf 9.000 Kranke und 648 Leichen stieß. Doch seit dem 18. Januar 1945 waren bereits etwa 50.000 vor allem jüdische Häftlinge nach Deutschland in andere Konzentrationslager "evakuiert" worden. Viele starben bei diesen Transporten. "Am besagten 27. Januar starb hier im KZ-Außenlager 'nur' einer. Doch bereits 27 Häftlinge hatten bis dahin die Leiden nicht ertragen", ließ er die Versammelten wissen.

Ein Grußwort, das Peter Wanninger, der stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Bergen-Belsen zum Holocaust-Gedenktag sandte, verlas Tina Körner, Mitglied des Fördervereins. Wanninger erinnerte an die millionenfache Vernichtung der Menschen, die nicht in das Regime passten. "Gedenken heißt aber auch, wachsam sein. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass die Wahrheit über den Ursprung des schrecklichsten aller Kriege nicht ausgehöhlt wird. Wir müssen auch deshalb wachsam sein, weil wir bis jetzt noch mit Auswüchsen von Nationalsozialismus, Rassismus, Antisemitismus, aggressivem Separatismus und religiösem Fanatismus konfrontiert sind. Es ist unsere Pflicht als Nachkriegsgenerationen, gegen jede Ideologie vorzugehen, die die Überheblichkeit einer Nation, einer Lebensweise oder einer Religion propagiert."

Auch für den CDU-Landtagsabgeordneten Georg-Ludwig von Breitenbuch bleibe es wichtig, eine klare und deutliche Haltung zu den Ereignissen von damals zu zeigen. "Eine Haltung, die an Parteigrenzen nicht haltmacht, die alle demokratisch und freiheitlich Gesinnten in unserem Land eint." Weil es für die Gegenwart und Zukunft wichtig sei, welche Haltung man zu den Ereignissen und Verbrechen zwischen 1933 und 1945 einnehme, deshalb sei auch er wieder an diesen Ort gekommen.

Das bekräftigte Oliver Urban, SPD-Kreisvorsitzender und in der Flößberger Initiative aktiv. "Alles entscheidend ist, dazu nicht zu schweigen, sondern zu sprechen. Und die Lehren aus der Geschichte zu ziehen, dass es keine Abstufung von Menschen geben darf", erklärte er mit Blick auf die Asylbewerber- und Flüchtlingsproblematik.

17:45 Uhr versammelten sich auch in Geithain Bürger am Ernst-Thälmann-Denkmal zu einer Gedenkminuten für alle Opfer der Nazibarbarei. Dazu hatte der Ortsverband Geithain/Narsdorf der Partei Die Linke aufgerufen.
Text: Leipziger Volkszeitung (28.01.2014)
Foto: Thomas Kube
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