Tafel wird an die Opfer erinnern
Häftlingsfriedhof des ehemaligen KZ-Außenlagers Flößberg wird gestaltet

Frohburg. Der Häftlingsfriedhof des ehemaligen Außenlagers vom KZ Buchenwald in Flößberg wird in den kommenden Wochen gestaltet. Das Vorhaben läuft in Regie der Stadtverwaltung Frohburg, das sächsische Sozialministerium fördert das Projekt zu 100 Prozent mit insgesamt über 104.000 EUR (die LVZ berichtete).

Das Lager in Flößberg existierte zwischen November 1944 und April 1945. In dieser Zeit durchliefen es über 1.900 Häftlinge zumeist jüdischen Glaubens. Mindestens 235 Menschen starben an diesem Ort. Der Geschichtswerkstatt Flößberg e.V. hat für die nun geplante Innengestaltung Informationen zugearbeitet sowie die Namen jener ehemaligen Häftlinge, von denen bekannt ist, dass sie im Flößberger Außenlager umgekommen sind.

Erstmals soll nun eine Tafel mit ihren Namen aufgestellt werden. Darüber hinaus soll der bereits vorhandene Gedenkstein mit einer Informationstafel ergänzt werden, informiert auf LVZ-Nachfrage Karsten Richter von der Stadtverwaltung Frohburg.

Baulich ist geplant, die vorhandenen Einzelgräber mit Naturstein zu markieren. Die Gesamtfläche soll begradigt werden und ein befestigter Weg wird entstehen. Außerdem sind Sitzgelegenheiten eingeplant. Bereits 2012 war eine Befriedung errichtet worden.

Kommentar: Wichtig zu wissen, was geschehen ist
von Inge Engelhardt

Gut, dass der Häftlingsfriedhof des ehemaligen Außenlagers Flößberg vom KZ Buchenwald nun gestaltet wird und der Freistaat dafür Geld in die Hand nimmt. Fast genau 70 Jahre ist es her, dass die Errichtung dieses Lagers am 30. November 1944 begann. Lange war es fast dem Vergessen anheim gefallen. Dank der umfangreichen Arbeit des Geschichtswerkstatt Flößberg e.V. haben viele der Opfer heute wieder einen Namen, einen Herkunftsort, einen Geburts- und einen Sterbetag. Regelmäßig bieten Vereinsmitglieder Führungen über das Lagergelände an. Nun wird das Umfeld würdiger, soll es für Besucher Erläuterungen auf Tafeln geben.

Der Überlebende des Flößberger Lagers, Charles Kotkowsky, berichtete von zwölf Stunden harter körperlicher Arbeit unter Aufsicht einer unberechenbaren Wachmannschaft, winterkalten Holzbaracken, quälendem Hunger und dem Fehlen jeglicher sanitärer Einrichtungen. Dass Menschen gezwungen waren, so zu leben und dass viele von ihnen auch gestorben sind, das soll nicht vergessen werden. - Vor allem auch nicht, dass dies nicht irgendwo relativ weit weg geschah, sondern hier.

Sind die nun geplanten Arbeiten vollbracht, kann das ehemalige Außenlager Flößberg ganz anders in den Blickpunkt des Erfahrens und Gedenkens vor allem junger Leute in der Region rücken. Ein schönes Thema ist es nicht, mit dem es sich hier zu beschäftigen gilt. Doch für jede heranwachsende Generation ist es wichtig zu wissen, was damals geschah.
Text: Leipziger Volkszeitung (21.10.2014)
Foto: Jens Paul Taubert
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