Tafeln erinnern an das KZ-Außenlager
Einweihung gestern in Flößberg / Vor 70 Jahren begann die Errichtung des Lagers, in dem zahlreiche Menschen starben

Flößberg. Zwei Informationstafeln erinnern nun an das KZ-Außenlager bei Flößberg, rund 50 Menschen hatten sich gestern Nachmittag versammelt, um sie einzuweihen. Das erfolgte zunächst an der Tafel in der Ortsmitte, dann an jener die unmittelbar am ehemaligen Lagergelände steht. Eine Projektgruppe aus der Bad Lausicker Oberschule hat zu den Häftlingen und den Lebensbedingungen im Lager anhand von Akten und Gesprächen mit Zeitzeugen recherchiert. Gemeinsam mit dem Geschichtswerkstatt Flößberg e.V. und dem Flexiblen Jugendmanagement Landkreis Leipzig erarbeiteten sie Inhalte und Gestaltung der Tafeln (die LVZ berichtete mehrfach). Gefördert wurde das Projekt durch das Jugendprogramm ZEITENSPRÜNGE der Sächsischen Jugendstiftung und die "Aktion Mensch".

Hier gehe es um das Sichtbarmachen des Geschehenen für die Flößberger, für Besucher, eventuell für Angehörige der Opfer, erklärte Andreas Rauhut vom Jugendmanagement. Er dankte den jungen Leuten "für ihre sehr engagierte Arbeit" und drückte seine Hoffnung aus, dass sie durch die Beschäftigung mit diesem dunklen Kapitel deutscher Geschichte eine aufrechte Haltung erworben haben, die sie das weitere Leben begleiten möge.

24 Zehntklässler sind im Geschichtsunterricht von Anke Schneider an der Bad Lausicker Oberschule, sie haben sich mit der Historie des Außenlagers befasst. "Weil wir uns sehr für Geschichte interessieren", erklärte Schülerin Sophia Klagge. "Ziel ist zu verdeutlichen, was hier passiert ist", erläutert Mitschüler Maximilian Tröger. Man habe beispielsweise Transportlisten recherchiert, versucht Nachfahren zu finden, erklärte Hannes Barczynski bei Einweihung der zweiten Tafel. Neuntklässlerin Jennifer Hennig umrahmte die Enthüllungen mit Musikstücken auf der Gitarre.

Wolfgang Heidrich von dem Geschichtswerkstatt Flößberg e.V. erinnerte daran, dass vor 70 Jahren die Errichtung des Lagers begonnen hatte und sprach über dessen grausame Bilanz: 235 Menschen kamen vor Ort ums Leben. Über 570 Häftlinge wurden als Invaliden zurück nach Buchenwald geschickt, von denen 266 später starben. Hunderte Tote gab es beim Evakuierungstransport. Vor über einem Jahrzehnt habe ein Überlebender den Ort besucht und ihn nicht erkannt. Das sei der Beginn einer Auseinandersetzung gewesen, die zum heutigen Ergebnis geführt habe, so Heidrich. Mit so einer Tafel gerate, was geschah, schwerer in Vergessenheit.

"Warum musste es fast 70 Jahre dauern?", fragte Frohburgs Bürgermeister Wolfgang Hiensch (BuW). Wie andere Redner erinnerte er daran, wie wenig über das Lager in der Region bekannt gewesen war. Vor allem blickte er aber nach vorn. Man müsse Sorge haben, ob die Menschheit wirklich Lehren aus diesen vielen Toten gezogen habe, erklärte Hiensch. So etwas dürfe nie wieder passieren - egal, wo auf der Welt. Er forderte die jungen Leute auf, mit dafür zu sorgen, dass es nie wieder Krieg gibt.
Text: Inge Engelhardt, Leipziger Volkszeitung (06.12.2014)
Foto: Jens Paul Taubert
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