Geschichtswerkstatt gegen das Vergessen
Als Verein für Arbeit am KZ-Außenlager ausgezeichnet

Flößberg. Im 70. Jahr nach Ende des Zweiten Weltkrieges wird die Bedeutung der Arbeit des Geschichtswerkstatt Flößberg e.V. noch wichtiger. Der Verein engagiert sich seit 2005 für das dauerhafte Erinnern an das Flößberger Lager, ein KZ-Außenlager von Buchenwald. Grundstein dafür legte der Besuch eines Ex-Häftlings im Frohburger Ortsteil, der den Ort seiner Qualen besuchen wollte. An das KZ-Außenlager erinnerte da nur ein verwahrloster Häftlingsfriedhof. Keine Baracke, kein Schornstein, keine Schienen. Der Besucher fand das Gelände nicht. Einheimische führten ihn hin. Für den jungen Flößberger Stefan Walter und seine Freundin Katrin Henzel war das Anlass, dauerhaft gegen das Vergessen anzukämpfen.

"Das Wissen darüber, dass der Holocaust des nationalsozialistischen Regimes auch vor unserer Haustür stattgefunden hat, dass in dem kleinen Wald zwischen Borna und Bad Lausick eine Panzerfaustproduktion mit 1.900 zumeist jüdischen, ausländischen Zwangsarbeitern aufgebaut worden war, dass vor Ort mindestens 235 Menschen und Hunderte weitere bei Evakuierungstransporten gestorben sind, schlummerte in den Köpfen weniger Zeitzeugen und überlebender Opfer", berichtete Laudator und Vorsitzender des Fördervereins Gedenkstätte Flößberg e.V., Torsten Wünsche. Es sei dem Verein zu verdanken, dass dieses Wissen in ehrenamtlicher Forschungsarbeit zu Tage gefördert worden ist. Durch Archivstudium, Zeitzeugeninterviews und Befragungen von Überlebenden, die in Israel, Amerika und Australien ausfindig gemacht wurden, ist ein Gesamtbild entstanden. Aus dem verwitterten Häftlingsfriedhof ist eine würdige Ruhestätte geworden und ein angemessener Ort des Gedenkens.

Katrin Henzel (35) bedankte ich im Namen des Vereins: "Nach dem Entwurf der Leipziger Architekturstudentin Antje Zimmerling planen wir die Aufstellung eines Denkmals: Bäume, Holzplanken, Rot-Ahorn, japanisches Blutgras. Autor Bernd-Lutz Lange hat die Schirmherrschaft übernommen und veranstaltete in Borna bereits eine Benefiz-Lesung."
Text: Haig Latchinian, Leipziger Volkszeitung (27.04.2015)
Foto: Andreas Döring
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