Denkmaltag mal anders
Keine Anmeldung zu Flößberger Videokonferenz

Landkreis Leipzig. Der Tag des offenen Denkmals – im Coronajahr 2020 unter besonderen Vorzeichen. Wo Veranstaltungen vor Ort möglich waren, galten besondere Hygienebedingungen. Andere Veranstalter zogen sich mit der Präsentation besonderer Bauwerke ins Internet zurück.

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Videokonferenz zu KZ-Lager

Der Zeitverschiebung wegen stand John Casey am Sonntag extra zeitig auf: Der in den USA Lebende wollte die Videokonferenz, die der Geschichtswerkstatt Flößberg e.V. zu seinem ersten digitalen Denkmaltag organisierte, keinesfalls versäumen. Casey, dessen Vater Stephen P. Casey ab Februar 1945 bis zur Auflösung des KZ-Außenlagers bei Flößberg von den Nazis hier gefangen gehalten wurde und der Anfang der 90er-Jahre noch einmal hierher kam, ist es wichtig, an das grauenhafte Geschehen zu erinnern. Das Thema des Gesprächs traf seine Intentionen: "Geschichte und Perspektiven des Erinnerns an das KZ-Außenlager Flößberg". Allerdings war das Interesse, am Sonntagnachmittag online mit zu diskutieren, äußerst begrenzt: Null Anmeldungen.

"Wir wissen nicht genau, woran das liegt. Vielleicht war es zu kurzfristig, vielleicht schreckte machen das Anmelde-Prozedere ab", sagt Katrin Henzel von der Geschichtswerkstatt. Den Versuch sei es Wert gewesen und der neuerliche Austausch mit John Casey ebenso, auch wenn man dabei sozusagen unter sich blieb. Dabei werde es immer wichtiger, über neue Formen der Erinnerungskultur nachzudenken, da nur noch wenige Spuren auf den Ort des Verbrechens im Fürstenholz hinwiesen und bald keine Zeitzeugen mehr da sein würden.

Der Verein, 2005 gegründet, bemühe sich seit Jahren sehr intensiv darum, sagt Henzel, doch das gerate jetzt ins Stocken: "Man hat Konzepte und Ideen, doch dann steht man immer öfter vor verschlossenen Türen." Man gelange an einen Punkt, wo man über Strategien und Projekte neu nachdenken müsse. Die Videokonferenz am Denkmaltag hätte ein Weg sein können in eine breit angelegte Diskussion.

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Text: Ekkehard Schulreich, Leipziger Volkszeitung (14.09.2020)
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