Verfassungswidrige Schmiererei in Borna
Borna (thl). Unbekannte haben in der Nacht zu gestern mehrere Bauwerke der Großen Kreisstadt mit verfassungswidrigen Symbolen beschmiert. So prangte ein Hakenkreuz auch auf dem Mahnmal an der Bundesstraße 176, das an die Opfer eines KZ-Außenlagers erinnern soll. An anderer Stelle waren unmissverständliche Schriftzüge auf Gebäuden gesprüht. Noch gestern Nachmittag wurde mit der Beseitigung der Graffiti begonnen.
Text: Leipziger Volkszeitung (18.04.2007)
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Hakenkreuze in ganz Borna
Hinweise auf Verursacher rechter Schmierereien in der Nacht zu gestern fehlen

Borna. Unbekannte haben in der Nacht zu gestern Hakenkreuze und rechte Parolen an vielen Orten in Borna hinterlassen. Damit verstärkt sich eine Tendenz, die nach Polizeiangaben bereits seit Wochen in der Stadt zu beobachten ist. Inwieweit die Schmierereien mit der Informationsveranstaltung morgen Abend zum Thema "Gedächtnisstätte Röthaer Straße" zusammenhängen, ist unklar. Auf die Täter gibt es noch keine Hinweise.

Der Eingangsbereich verwüstet, und das Tor eingetreten, während am Monument Hakenkreuze aufgemalt wurden - dieses Bild hatte die Polizei, als sie gestern am Mahnmal in der Lobstädter Straße anrückte. Nur eine von vielen Stellen, an denen Unbekannte in der Nacht zu gestern Schmierereien hinterlassen hatten. Hakenkreuze waren am Morgen an der Toilette hinterm Rathaus ebenso entdeckt worden wie an einem Container gegenüber dem Autohaus Mittag in der Abtsdorfer Straße. Am Volksplatz prangte der Schriftzug "Die alten Zeiten kommen wieder". Botschaften, die, zumindest was die Hakenkreuze betrifft, nach Angaben des Bornaer Polizeichefs Uwe Greischel unter den Paragrafen 86a fallen, der die Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole unter Strafe bis zu drei Jahren Haft stellt.

Von den Tätern fehle allerdings bisher noch jede Spur, so Greischel weiter. Auffällig sei, dass es in letzter Zeit in Borna verstärkt Aktivitäten offenkundig rechter Kreise gebe, oftmals allerdings in einer Grauzone, in denen eine strafrechtliche Verfolgung schwierig sei, so der Bornaer Revierleiter weiter mit Blick auf rechte Gruppierungen die sich beispielsweise bei der Eröffnung der "Gedächtnisstätte" Ende März in der Röthaer Straße im Umfeld aufgehalten hätten. Dass die Zunahme rechter Aktivitäten mit dem Auftritt des Linkspartei-Bundesvorsitzenden Lothar Bisky gestern Abend in Borna oder mit der Veranstaltung der Initiative für Demokratie und Zivilcourage morgen Abend im Goldenen Stern in Borna zusammenhängen könnten, darüber gibt es Greischel zufolge keine Erkenntnisse.

Das indes hält der Bornaer Oberbürgermeister Bernd Schröter gleichwohl für möglich. Er sprach von "einem Problem, das wir haben und das von der 'Gedächtnisstätte' ausgeht". Das werde zunehmen, weshalb es wichtig sei, jungen Leuten Perspektiven wie Arbeits- und Ausbildungsplätze zu geben. Dazu gehören auch Freizeitangebote wie ein Bolzplatz, den die Stadt haben errichten wollen, der aber am Veto des Stadtrates gescheitert sei. Einrichtungen mit Angeboten für junge Leute müssten bewusst gefördert werden.

Der Vorsitzende der Linkspartei im Leipziger Land, Holger Luedtke, auch Kreistagsfraktionschef seiner Partei, erklärte, er sehe keinen Zusammenhang zwischen der Veranstaltung morgen Abend, bei der der linke Publizist Volkmar Wölk über die "Gedächtnisstätte" sprechen will, und der Zunahme rechter Aktivitäten. Die Linken hätten keine Schuld, wenn Hakenkreuze ans Rathaus geschmiert würden.
Text: Nikos Natsidis, Leipziger Volkszeitung (18.04.2007)
Fotos: unbekannt
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