Kampf gegen das Vergessen
62 Jahre nach Kriegsende wird in Borna der Opfer gedacht

Borna (sl). Etwa 65 Menschen gedachten gestern Abend der Toten des Zweiten Weltkrieges. Anlässlich des 62. Jahrestages der Befreiung vom NS-Regime hatten in einem überparteilichen Aufruf Vertreter von Stadt, Landkreis, Stadtratsfraktionen sowie engagierte Bürger zur Teilnahme an der Veranstaltung an der Gedenkstätte in der Lobstädter Straße eingeladen.

Bornas Oberbürgermeister Bernd Schröter und Landrätin Petra Köpping nahmen dabei klar Stellung zu den jüngsten extremistischen Vorfällen in der Stadt. "Mit uns nicht", rief Schröter den Anwesenden zu. Man werde dafür kämpfen, dass die Vergangenheit nicht vergessen werde. Dazu kündigte er an, dass die kürzlich beschädigte Gedenkstätte von der Stadt wieder in Stand gesetzt werde. "Wir stehen gemeinsam", sagte er, "damit Krieg, Vertreibung und Hass nie wieder vorkommen." Auch Landrätin Köpping, die zum ersten Mal an diesem Ort war, nahm Bezug auf die aktuellen Umtriebe. Gerade in diesem Jahr sei es von besonderer Wichtigkeit, Präsenz zu zeigen und die Botschaft des Gedenkens an alle Opfer des Krieges zu verbreiten.

Bornas evangelisch-lutherische Pfarrerin Claudia Wolf sprach anschließend zum Thema des Erinnerns. "Die Erinnerung an die Verfehlungen unseres Volkes muss wachgehalten werden", sagte sie. Erst wenn eigene Schuld und eigenes Leid bekannt und betrauert seien, könnte man einseitige Gedenkkulturen überwinden, zielte sie vor allem auf Jugendliche.

"Auf ganz breite Füße" hatte man die Veranstaltung stellen wollen, so SPD-Stadträtin Manuela Krause. "Wir wollen zeigen, dass wir in dieser Stadt auch anders gedenken." Holger Luedtke, Kreisvorsitzender der Linkspartei, war gekommen, um das Andenken an die in Borna bestatteten Opfer am Leben zu erhalten. "Jetzt ist es umso wichtiger, Gesicht zu zeigen", erläuterte er die Aktualität. Die betonte auch Martin Graichen, Mitglied von Bon Courage. "Ich finde, es ist auch für junge Leute wichtig, das Andenken zu bewahren." Ein Teil der Menschen zog anschließend zum Stadtkulturhaus, wo die Initiative "Flößberg gedenkt" eine Ausstellung über das Lager Flößberg organisiert hatte.
Text: Leipziger Volkszeitung (08.05.2007)
Fotos: Jens Paul Taubert
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