Aufklärung über einen weißen Fleck
Doktoranden sprechen im Museum über das KZ-Außenlager Flößberg

Borna (pk). Das KZ-Außenlager Flößberg war vorgestern Abend im Museum Thema eines Vortragabends. Darüber sprachen die Doktoranden Katrin Hensel und Stefan Walter von der Leipziger Universität. Hensel stammt aus Flößberg. Die Veranstaltung, in der frei von ideologischen Vorzeichen über das Schicksal der Opfer geschildert wurde, fand im Rahmen der Wanderausstellung "Forward to the river Mulde" über das Kriegsende im Leipziger Südraum statt.

Die Besatzungspolitik der Amerikaner spielte auch im Zusammenhang mit dem Flößberger Außenlager eine wichtige Rolle. "So mussten wichtige Nazi-Größen und Lehrer aus der Gegend die Massengräber mit eigenen Händen nach Borna umbetten", erklärte Hensel. Das sei allgemeine Praxis der GI's gewesen, um der Bevölkerung die Gräueltaten zu Bewusstsein zu bringen. Heute liegen die Opfer auf dem Gedenkfriedhof in der Lobstädter Straße. Nach dessen Verwüstungen im Frühjahr bildete sich eine Bürgerinitiative zur Bewahrung der Grabstätte (die LVZ berichtete). Das Arbeitslager, das von November 1944 bis April 1945 in einem Waldstück bei Flößberg und Beucha lag, gehörte zum KZ Buchenwald. Im Auftrag der Leipziger Rüstungsfirma HASAG, vor dem Krieg noch eine Lampenfabrik, sollten dort Panzerfäuste produziert werden.

Der Vortrag kam durch den Bornaer Ortschronisten Thomas Bergner zustande. Der Kontakt zu den beiden Doktoranden entstand vor einem Jahr, als die in der Ortschronik und im Stadtarchiv über den Friedhof in der Lobstädter Straße recherchierten. Da das Thema ein weißer Fleck war, "war es für uns ein Glücksfall, dass die beiden darüber forschten", sagte Bergner im Sinne des Geschichtsvereins, der gemeinsam mit dem Museum die Veranstaltung auf die Beine stellte. Die beiden Doktoranden kommen aus den Bereichen Germanistik und Soziologie. Hensel studierte zudem Geschichte. "Unsere Recherchen über das KZ betreiben wir in unserer Freizeit", so Walter. Beide haben bereits in der Schriftenreihe des Geschichtsvereins und des Museums dazu geschrieben.

Im April hielten sie im Gasthof Flößberg einen Vortrag zu diesem Thema. Walter zufolge, der aus Flößberg stammt, hat sich dort bereits im Jahr 2006 der Verein "Geschichtswerkstatt Flößberg" aus einer Bürgerinitiative herausgebildet, die bereits seit 2005 bestand. Bergner war damals im Frühjahr ebenfalls dabei. "Da die Amerikaner zu Kriegsende dort eine wichtige Rolle spielten, passt der Vortrag sehr gut in unsere derzeitige Ausstellung 'Forward to the river Mulde'", begründete der Bornaer Ortschronist die Veranstaltung, die hervorragend besucht war. Katrin Hensel sprach über die Geschichte des Lagers und die HASAG-Werke und Stefan Walter über den Friedhof in der Lobstädter Straße.

Einer der Besucher war Axel Hunschok, der sich in seiner Freizeit viel mit der Geschichte hierzulande beschäftigt und auch schon an Exkursionen in der Reihe "Borna auf den zweiten Blick" teilnahm. Für ihn ist Klarheit der deutschen Geschichte nach wie vor wichtig. Er hat als Kind im ehemaligen Magdeborn gelebt, als die US-Soldaten im Leipziger Südraum einzogen. Seitdem lassen ihn die Ereignisse nicht mehr los. "Wir dürfen mit der Aufklärung nicht aufhören", so der Bornaer.
Text: Leipziger Volkszeitung (14.07.2007)
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