Gedenkstätte für KZ-Außenlager: Entwürfe liegen vor
Flößberg: Architekturstudenten stellen ihre Arbeiten am 24. Oktober vor

Flößberg (khä). Ihre Entwürfe für einen Erinnerungsort an das Konzentrationslager Flößberg werden am Mittwoch Studenten des Fachbereichs Architektur der Leipziger Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) vorstellen. Dazu lädt die Geschichtswerkstatt Flößberg um 19 Uhr in den Flößberger Landgasthof ein.

Während des Sommersemesters beschäftigten sich die Studenten mit der Geschichte des Außenlagers bei Flößberg. Betreut wurden sie dabei von den Architekturprofessoren Harald Stricker und Hubert Hermann. Vereinsmitglieder der Geschichtswerkstatt Flößberg versorgten die Studierenden mit Informationsmaterial, organisierten auch einen Vor-Ort-Termin, damit sich die Studenten ein besseres Bild vom ehemaligen Lager machen konnten (die LVZ berichtete).

Das Projekt "Erinnerungsspuren" der Geschichtswerkstatt, in dessen Rahmen die Entwürfe entstanden, strebt an, eine Gedenkstätte für die Opfer des KZ Flößberg zu errichten. Bis 2010 soll einer der Entwürfe, den die Architekturstudenten erarbeiteten, realisiert werden. Unterstützung erhält der Verein unter anderem durch die Gemeindeverwaltung Eulatal und das Landratsamt Leipziger Land.

Allen liegt sehr viel daran, einen angemessenen Erinnerungsort für das ehemalige Buchenwald-Außenlager zu schaffen. Im November 1944 provisorisch als Arbeitslager hochgezogen, sollten dort KZ-Häftlinge Panzerfäuste im Auftrag der Hugo-Schneider-AG (HASAG) montieren.

Vor einigen Jahren kehrte einer der Überlebenden nach Flößberg zurück, den Ort, mit dem er so viel eigenes Leid verbindet: Stephen P. Casey, der seit vielen Jahrzehnten in Australien lebt. Der Besuch in Deutschland war für ihn kein einfacher Schritt. Umso schlimmer war, was er in Flößberg vorfand: Nichts im Wald zwischen Flößberg und Beucha erinnerte an das Lager. Das Mahnmal zur Erinnerung an das KZ liegt abseits des Lagergeländes, zudem ist es anonymisiert. Nichts deutet weder auf das Lager noch auf die vor dem Mahnmal liegenden Toten hin: Häftlinge, die in Flößberg ihren Tod fanden und nach Kriegsende neu bestattet wurden. Auch Stephen P. Casey liegt viel daran, dass sich in Flößberg etwas bewegt, seine Geschichte und die vieler anderer ehemaliger Häftlinge endlich in das öffentliche Bewusstsein rückt.

Deshalb verfolgen er und weitere Überlebende beziehungsweise Angehörige von Überlebenden des Lagers Flößberg interessiert das Projekt "Erinnerungsspuren". Im August war es einer der Studierenden möglich, bei ihrem Aufenthalt in Australien Casey zu besuchen und ihm persönlich die Entwürfe, die in den letzten Monaten entstanden, zu zeigen.

Die zehn Entwürfe, von denen einer schließlich vor Ort umgesetzt werden soll, werden durch die Architekturstudenten am 24. Oktober vorgestellt. Neben der Erläuterung der Pläne wollen die Studenten auch erklären, wie sie ihre Ideen gefunden und weiterverfolgt haben. Auch bitten sie um die Meinung der Einwohner. Aus diesem Grund wird an dem Abend der Publikumssieger gekürt - derjenige Entwurf, der in den Augen des Publikums der beste ist. Alle zehn Entwürfe werden demnächst in einer Broschüre zusammengefasst und sollen helfen, Sponsoren für das Projekt zu gewinnen.

Details zum Projekt "Erinnerungsspuren" finden Interessierte auf der Webseite der Geschichtswerkstatt Flößberg e.V. unter www.floessberg-gedenkt.de.
Text: Leipziger Volkszeitung (18.10.2007)
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