Forschungsthema Flößberg
Ehemaliges KZ steht im Mittelpunkt eines Projekts am Teichgymnasium

Borna. Nur ein verwitterter Gedenkstein im Wald, der selbst Einheimischen kaum bekannt ist, erinnert an die Gräueltaten, die sich zu Kriegsende im ehemaligen Konzentrationslager Flößberg zugetragen haben. Der Verein "Geschichtswerkstatt Flößberg", der 2006 gegründet wurde, versucht nun, gegen das Vergessen anzukämpfen und einen den Opfern würdigen Erinnerungsort zu schaffen. Dazu wurde ein Projekt mit Schülern des Bornaer Teichgymnasiums ins Leben gerufen. Deren Ziel ist es, die Wahrnehmung des KZ-Außenlagers Flößberg in der deutschen Bevölkerung zu erforschen und für die Öffentlichkeit zu dokumentieren.

Finanzielle Unterstützung dafür gibt es mit dem Programm ZEITENSPRÜNGE, eine Initiative der Stiftung Demokratische Jugend. Neun Schüler der 9. bis 11. Klasse nehmen am Projekt teil und werden während ihrer Arbeit vom Sozialpädagogen Philipp Ramm angeleitet. Der 27-jährige sieht seine Aufgabe vor allem darin, den Jugendlichen bei Zeitzeugenbefragungen zu helfen und ihnen die entsprechenden Vorgehensweisen zu vermitteln. Bis Oktober soll dann eine Präsentation entstehen, die sowohl auf dem "Jugendgeschichtstag" im sächsischen Landtag vorgestellt als auch in unserer Region für jeden zugänglich gemacht werden soll.

Den Ideen der Schüler werde dabei völlige Freiheit gelassen, bekräftigt Vereinsmitglied Katrin Henzel. Für ihren Kollegen und Vereinsvorsitzenden Stefan Walter ist es von großer Bedeutung, die Menschen über die damaligen Verbrechen aufzuklären. Kaum einer wisse wirklich etwas über die Geschichte Flößbergs.

So auch der 17-jährige Richard Große. Er habe erst vor kurzem erfahren, dass es dieses Lager überhaupt gab, erzählt er. Ähnlich geht es seiner Mitschülerin Jördis Hänel. Sie findet es deshalb wichtig, die Vergangenheit aufzuarbeiten. Steffi Kohlmetz, die als pädagogische Unterstützung neben Geschichtslehrer Andre Rösler wirkt, sieht den Nutzen des Projekts noch von einer anderen Seite. Es biete eine gut Möglichkeit, sich auf das wissenschaftliche Arbeiten im Studium vorzubereiten. Besuche in Archiven und Bibliotheken seien deshalb nicht nur für die Projektarbeit zuträglich.

Ramm betont, dass der Verein noch Zeitzeugen und Dokumente (Briefe, Fotos) zum KZ Flößberg sucht. Meldungen werden unter der Nummer 01522 336 44 55 oder per E-Mail (mail@floessberg-gedenkt.de) entgegengenommen.
Text: Lydia Jakobi, Leipziger Volkszeitung (08.03.2008)
Foto: Katrin Henzel
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