KZ-Außenlager in Vergessenheit
Flößberg. Wenn man durch das zwischen Beucha und Flößberg gelegene Waldstück Großes Fürstenholz geht, gibt es nur noch wenige Anhaltspunkte, die auf die schrecklichen Geschehnisse in den Jahren 1944 und 1945 hinweisen - und von Spaziergängern oder Joggern, die auf Waldwegen direkt am ehemaligen Gelände des Konzentrationslagers Flößberg vorbeikommen, gar nicht wahrgenommen werden. Im Rahmen des Bornaer ZEITENSPRÜNGE-Projekts trafen sich am 15. März elf engagierte Zeitenspringer und ihre Projektbetreuer mit Vertretern des Vereins Geschichtswerkstatt Flößberg am Großen Fürstenholz, um sich ein Bild von den Rudimenten des ehemaligen Konzentrationslagers, das ein Außenlager von Buchenwald war, zu machen.

1944/45 war dieses Gelände gerodet, heute wachsen hier meterhohe Bäume. Schottersteine auf dem Waldboden weisen auf die damals existierende Bahnstrecke hin und tiefe Krater im Erdboden lassen die damaligen Produktionsstätten zur Herstellung von Panzerfäusten noch erahnen.

Ein unauffälliger Gedenkstein mit der Aufschrift "Die Toten mahnen" und dem Symbol der VVN (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes) soll an das unmenschliche Morden erinnern, das sich auch in diesem Konzentrationslager ereignete. Das Gedenken der Toten erweist sich jedoch als schwierig, da sich die belegten Tatsachen aufgrund der vermittelten Anonymität nicht eindeutig erkennen lassen: So zum Beispiel fehlt ein Hinweis darauf, dass sich das Mahnmal auf einem ehemaligen jüdischen Friedhof befindet. Weiterhin fehlen Angaben zu den Menschen, die unter den Händen des Naziregimes ihr Leben verloren, um annähernd das Ausmaß der schrecklichen Geschehnisse ausdrücken zu können. Doch wie Stefan Walter, Vereinsvorsitzender der Flößberger Geschichtswerkstatt, mitteilte, ist bis zum Jahre 2010 mit einer positiven Veränderung der Gedenkstätte zu rechnen, um zu verhindern, dass diese Ereignisse in Vergessenheit geraten. Nach einer anderthalb stündigen Führung fuhren die Jugendlichen - durch die verschiedenen Eindrücke geprägt - wieder nach Hause.

Im Rahmen des ZEITENSPRÜNGE-Projekts sind sie auch weiterhin auf der Suche nach Zeitzeugen, die ihnen über ihre Erlebnisse in Bezug auf das KZ Flößberg berichten oder vielleicht mit Zeitdokumenten weiterhelfen können und somit der jungen Generation einen Einblick in die Zeit des Dritten Reiches im Leipziger Land gewähren.

Über Meldungen unter Telefon 01522 336 44 55 oder per Mail mail@floessberg-gedenkt.de würden sich die Jugendlichen freuen.
Text: Christina Knopfe & Jördis Hänel, Leipziger Volkszeitung (28.03.2008)
Foto: Paulina Knott
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