An KZ-Opfer erinnern
Flößberg (es). Bis 2011 will der Verein Geschichtswerkstatt Flößberg einen würdigen Ort schaffen, der an das KZ-Außenlager nahe des Dorfes erinnert. Jüdische Häftlinge mussten hier in den letzten Kriegsmonaten unter unmenschlichen Bedingungen Panzerfäuste produzieren. Viele starben. Gestern begann der Verein, Spenden einzuwerben. Schirmherr des Erinnerungs-Projektes ist der Leipziger Kabarettist Bernd Lutz-Lange.
Text: Leipziger Volkszeitung (07.05.2009)
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Authentischer Ort soll erinnern
Kabarettist Bernd-Lutz Lange unterstützt Geschichtswerkstatt Flößberg, die Denkmal schaffen will

Flößberg/Frohburg. 2011 soll nahe Flößberg ein Gedenk-Ort an jene zumeist jüdischen Männer erinnern, die in einem Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald getötet wurden. Gestern begann der Verein Geschichtswerkstatt Flößberg mit dem Spendensammeln. Er setzt auf Menschen in der Region ebenso wie auf Unternehmen aus ganz Deutschland. Schirmherr ist der Leipziger Kabarettist und Autor Bernd-Lutz Lange.

"Wir leben in einer Zeit, in der die Augenzeugen der Nazi-Verbrechen immer weniger werden. In einigen Jahren werden wir Informationen vom schrecklichen Geschehen jener Jahre in Deutschland nur noch aus zweiter Hand erfahren", begründet Bernd-Lutz Lange, warum er die Geschichtswerkstatt Flößberg unterstützt. Bei der Pressekonferenz gestern Mittag im Frohburger Rathaus war er nicht zugegen, doch zu den überwiegend jungen Leuten des Vereins hält er seit Monaten Kontakt. Nicht von ungefähr, schließlich forscht Lange selbst über jüdisches Leben in Leipzig.

"Das ist kein würdiger Ort des Erinnerns", sagte Vereinschef Stefan Walter und zeigte Bilder des ehemaligen Lagergeländes an der Straße von Flößberg nach Beucha. Auf einem Acker finden sich letzte Reste der Barackenfundamente, im Wald verborgen ist, was von der Panzerfaust-Produktionsstätte blieb: Wälle, Schneisen, Wasserlöcher. In den letzten sechs Monaten des Krieges mussten hier 1.900 Häftlinge des KZ Buchenwald für den Rüstungsbetrieb Hugo Schneider AG schuften. 235 kamen um, nannte Walter Recherche-Ergebnisse: "Etwa ebenso viele wurden als arbeitsunfähig nach Buchenwald zurückgeschickt und dort ermordet." Zwar gibt es seit den fünfziger Jahren ein Mahnmal im Wald, doch die Geschichte des Lagers ist wenigen bekannt. Dafür, dass sich das ändert, setzt sich die Geschichtswerkstatt ein, hat - wie berichtet - Studenten der Hochschule für Technik, Wissenschaft und Kultur in Leipzig ins Boot geholt. Antje Zimmerlings Entwurf, der einen nahen Bahndamm samt Lager-Anschlussgleis einbezieht, will der Verein gemeinsam mit Partnern umsetzen und weitere Anregungen der Studenten aufgreifen.

"Dieser Ort ist geeignet, sich aktiv mit der Geschichte zu befassen", so Walter. Bis März nächsten Jahres sammelt der Verein Spenden, will danach Fördermittel beschaffen und nahe Flößberg Sichtbares und Würdiges schaffen. "Dieses Anliegen muss unterstützt werden", sagte der Frohburger Bürgermeister Wolfgang Hiensch. Er werde auch im neuen Stadtrat dafür werben. "Wichtig ist, dass eine öffentliche Diskussion angestoßen wird."

Wer das Projekt unterstützen möchte, kann im Bürgerzentrum Frohburg die 90-seitige Dokumentation "Landschaftsinstallationen zum Nachdenken" für 28 EUR kaufen oder spenden auf das Konto der Stadt Frohburg (KNR: 130 69 76) bei der DKB (BLZ: 120 300 00). Mehr unter www.floessberg-gedenkt.de.
Text: Ekkehard Schulreich, Leipziger Volkszeitung (07.05.2009)
Foto: Jens Paul Taubert
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