Kabarettist
Bernd-Lutz Lange unterstützt Geschichtswerkstatt
Flößberg, die Denkmal schaffen will
Flößberg/Frohburg.
2011 soll nahe Flößberg ein Gedenk-Ort an jene
zumeist jüdischen Männer erinnern, die in einem
Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald
getötet wurden. Gestern begann der Verein
Geschichtswerkstatt Flößberg mit dem Spendensammeln.
Er setzt auf Menschen in der Region ebenso wie
auf Unternehmen aus ganz Deutschland. Schirmherr
ist der Leipziger Kabarettist und Autor Bernd-Lutz
Lange.
"Wir leben in einer Zeit, in der die Augenzeugen
der Nazi-Verbrechen immer weniger werden. In einigen
Jahren werden wir Informationen vom schrecklichen
Geschehen jener Jahre in Deutschland nur noch aus
zweiter Hand erfahren", begründet Bernd-Lutz Lange,
warum er die Geschichtswerkstatt Flößberg unterstützt.
Bei der Pressekonferenz gestern Mittag im Frohburger
Rathaus war er nicht zugegen, doch zu den überwiegend
jungen Leuten des Vereins hält er seit Monaten
Kontakt. Nicht von ungefähr, schließlich forscht
Lange selbst über jüdisches Leben in Leipzig.
"Das ist kein würdiger Ort des Erinnerns",
sagte Vereinschef Stefan Walter und zeigte Bilder
des ehemaligen Lagergeländes an der Straße von
Flößberg nach Beucha. Auf einem Acker finden
sich letzte Reste der Barackenfundamente, im
Wald verborgen ist, was von der
Panzerfaust-Produktionsstätte blieb: Wälle,
Schneisen, Wasserlöcher. In den letzten sechs
Monaten des Krieges mussten hier 1.900 Häftlinge
des KZ Buchenwald für den Rüstungsbetrieb Hugo
Schneider AG schuften. 235 kamen um, nannte
Walter Recherche-Ergebnisse: "Etwa ebenso viele
wurden als arbeitsunfähig nach Buchenwald
zurückgeschickt und dort ermordet." Zwar gibt
es seit den fünfziger Jahren ein Mahnmal im
Wald, doch die Geschichte des Lagers ist
wenigen bekannt. Dafür, dass sich das ändert,
setzt sich die Geschichtswerkstatt ein, hat -
wie berichtet - Studenten der Hochschule für
Technik, Wissenschaft und Kultur in Leipzig
ins Boot geholt. Antje Zimmerlings Entwurf,
der einen nahen Bahndamm samt
Lager-Anschlussgleis einbezieht, will der
Verein gemeinsam mit Partnern umsetzen und
weitere Anregungen der Studenten aufgreifen.
"Dieser Ort ist geeignet, sich aktiv mit
der Geschichte zu befassen", so Walter. Bis
März nächsten Jahres sammelt der Verein
Spenden, will danach Fördermittel beschaffen
und nahe Flößberg Sichtbares und Würdiges
schaffen. "Dieses Anliegen muss unterstützt
werden", sagte der Frohburger Bürgermeister
Wolfgang Hiensch. Er werde auch im neuen
Stadtrat dafür werben. "Wichtig ist, dass eine
öffentliche Diskussion angestoßen wird."
Wer das Projekt unterstützen möchte, kann
im Bürgerzentrum Frohburg die 90-seitige
Dokumentation "Landschaftsinstallationen zum
Nachdenken" für 28 EUR kaufen oder spenden
auf das Konto der Stadt Frohburg (KNR: 130 69 76)
bei der DKB (BLZ: 120 300 00). Mehr unter
www.floessberg-gedenkt.de.