Zum
selben Thema, insbesondere zum Artikel "Stadtrat
hat eine historische Chance vertan" (LVZ vom 29.
Juli 2009):
Leider konnte ich der Stadtratssitzung, auf
der die Umbettung der Toten des Flößberger
Häftlingsfriedhofes beschlossen wurde, nicht
beiwohnen, da ich einen anderen wichtigen Termin
wahrnahm.
Für mich sind die Argumente, die für eine
Umbettung der Toten sprechen, nachvollziehbar.
Wer will schon von Wildschweinen heraus gewühlte
menschliche Knochen im Wald finden oder für viel
Geld einen "wildschweinsicheren" Zaun mitten im
Wald aufbauen? Der Ort der Andacht an die Opfer
des nationalen Sozialismus geht durch die
Umbettung nicht verloren - er wird nur verlegt.
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge legt
schon seit Jahren die Gräber der im 2. Weltkrieg
gefallenen Soldaten zu Sammelfriedhöfen zusammen,
um für die Regionen jeweils einen zentralen
Gedenkort zu haben.
Dass sich die Geschichtswerkstatt Flößberg
nun aus dem Projekt zur Errichtung einer
Gedenkstätte für die Opfer zurückziehen will,
erinnert mich an die Reaktion eines trotzigen
Kindes, das seinen Willen nicht bekommt. Ist es
nicht seltsam, dass sich alle zuständigen Stellen
(Landesdirektion, Volksbund, Stadtverwaltung und
mehrheitlicher Stadtrat) nach sicher reiflicher
Überlegung für eine Umbettung aussprechen? Ist
nur der Verein Geschichtswerkstatt im Besitz der
"alleinseligmachenden Wahrheit"? Ist es erst
dann keine "kommunale Willkür" mehr, wenn der
Verein seine Ziele ohne Rücksicht auf Verluste
durchgesetzt hat?
Ich meine, der Verein Geschichtswerkstatt
sollte seine Position nochmals überdenken und
weiter an dem Projekt der Gedenkstätte arbeiten
- auch ohne dort vorhandene Gräber. Der Ort
nationalsozialistischer Verbrechen bleibt weiter
authentisch.
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