Der Opfer des Faschismus auch im KZ-Außenlager Flößberg gedacht
Flößberg. Auf dem Friedhof des KZ-Außenlagers Flößberg wurde gestern der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Unter den Anwesenden befanden sich die Landtagsabgeordneten Georg Ludwig von Breitenbuch (CDU - 2.v.l.) und Enrico Stange (Die Linke - 2.v.r.) sowie die Vorsitzenden des Vereins Geschichtswerkstatt Flößberg, Katrin Henzel und Stefan Walter. Der Verein bemüht sich seit Jahren, das Gedenken an das Außenlager wach zu halten.
Text: Leipziger Volkszeitung (28.01.2010)
Foto: Jens Paul Taubert
 
Vermächtnis: "Niemals vergessen!"
Bei Veranstaltung im ehemaligen KZ-Außenlager Flößberg der Opfer des NS-Regimes gedacht

Flößberg. "Bitte vergessen Sie nicht!" Dieser Mahnung des Australiers Stephen P. Casey, aus Ungarn stammend und als Buchenwald-Häftling 87645 das Flößberger Lager überlebend, wurde auch gestern bei einer Kranzniederlegung zum Holocaust-Gedenktag entsprochen. Auf dem KZ-Friedhof im Fürstenholz bei Flößberg wurde an den Völkermord durch das NS-Regime erinnert.

"Wir möchten all der Häftlinge gedenken, die in den kalten Wintermonaten zwischen Dezember 1944 und April 1945 hier im Flößberger Wald unmenschliches Leid erfuhren", unterstrich Katrin Henzel vom Verein Geschichtswerkstatt Flößberg vor den Gästen das Anliegen. 1.904 Häftlinge durchliefen das Lager, mussten harte Arbeit verrichten, waren unter menschenunwürdigen Bedingungen untergebracht. Das bekräftigte auch Georg-Ludwig von Breitenbuch (CDU), neben Enrico Stange (Die Linke) als Landtagsabgeordneter der Gedenkveranstaltung beiwohnend. "Es sind nicht nur die bekannten Konzentrationslager wie Buchenwald, Dachau oder Auschwitz, in denen tausendfach, hunderttausendfach, millionenfach gelitten und gestorben wurde. Die mörderischen Verbrechen wurden im gesamten Reich verübt. Auch in Flößberg starben zahlreiche Menschen an Hunger, Krankheiten und Misshandlungen, wurden in Massengräbern verscharrt", so von Breitenbuch. "Sie wurden ihrer Würde beraubt, ihre Arbeitskraft wurde benutzt, ihre Vernichtung, ihr Sterben war eine fest eingeplante Zielgröße", sagte er. Es sei dem Verein Geschichtswerkstatt Flößberg zu verdanken, dass das Gedenken an das Außenlager wach gehalten werde. Ehrenamtlich engagierte Menschen um den Vorsitzenden Stefan Walter seien sowohl in der Geschichtsaufarbeitung als auch der Pflege der Anlagen aktiv. Und es sei wichtig, die Zeitzeugen aus der Zeit des Nationalsozialismus zu hören. Sie könnten berichten von Opfern und Tätern, von der Willkür, vom Elend, dem Hunger.

Was es hieß, vor 65 Jahren an diesem Ort zu sein, machte Stefan Walter durch Auszüge aus Erinnerungen von Überlebenden an Flößberg deutlich. Von Baruch Gelb beispielsweise, geboren am 30. März 1910 in Gorlice, Polen: "Ich habe selbst gesehen, wie ein junger Mann sich aus Verzweiflung vor den fahrenden Zug warf. Daraufhin wurden wir bei weiteren Zugfahrten von der SS von den Gleisen zurückgetrieben. Die SS-Leute sagten, so leicht sollten wir nicht sterben." Auch Sam Kurz, geboren am 23. Mai 1916 in Piotrkow, Polen, erinnert sich an Greueltaten: "Ein Mithäftling aus der Tschechoslowakei, er hieß Weiß, hatte seine Hände beim Abladen schwerer Zementplatten vom LKW so verletzt, dass er sie nicht mehr verwenden konnte. Er fiel schließlich zu Boden. Zwei SS-Männer packten ihn an Händen und Füßen, schleuderten ihn mit dem Kopf mehrfach gegen den LKW. Weiß starb an Ort und Stelle."

Auch deshalb lautet das Vermächtnis von Stephen P. Casey: "Wenn wir die Lektionen der Geschichte nicht lernen, können sich die schrecklichen Dinge wiederholen." Mit einer Schweigeminute gedachten alle Anwesenden der Opfer. Vertreter der Stadt Frohburg und aus Flößberg, verschiedener Parteien, Vereine und Initiativen legten Gebinde nieder.

Gestern Nachmittag wurde auch am Ernst-Thälmann-Denkmal in Geithain auf Initiative des Ortsverbandes Geithain der Partei Die Linke der Opfer des Nationalsozialismus gedacht und angemahnt, dass so etwas nie wieder geschehen dürfe.
Text: Thomas Lang, Leipziger Volkszeitung (28.01.2010)
Foto: Jens Paul Taubert
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