Bei
Veranstaltung im ehemaligen KZ-Außenlager Flößberg
der Opfer des NS-Regimes gedacht
Flößberg.
"Bitte vergessen Sie nicht!" Dieser Mahnung des
Australiers Stephen P. Casey, aus Ungarn stammend
und als Buchenwald-Häftling 87645 das Flößberger
Lager überlebend, wurde auch gestern bei einer
Kranzniederlegung zum Holocaust-Gedenktag
entsprochen. Auf dem KZ-Friedhof im Fürstenholz
bei Flößberg wurde an den Völkermord durch das
NS-Regime erinnert.
"Wir möchten all der Häftlinge gedenken, die
in den kalten Wintermonaten zwischen Dezember
1944 und April 1945 hier im Flößberger Wald
unmenschliches Leid erfuhren", unterstrich
Katrin Henzel vom Verein Geschichtswerkstatt
Flößberg vor den Gästen das Anliegen. 1.904
Häftlinge durchliefen das Lager, mussten harte
Arbeit verrichten, waren unter menschenunwürdigen
Bedingungen untergebracht. Das bekräftigte auch
Georg-Ludwig von Breitenbuch (CDU), neben Enrico
Stange (Die Linke) als Landtagsabgeordneter der
Gedenkveranstaltung beiwohnend. "Es sind nicht
nur die bekannten Konzentrationslager wie
Buchenwald, Dachau oder Auschwitz, in denen
tausendfach, hunderttausendfach, millionenfach
gelitten und gestorben wurde. Die mörderischen
Verbrechen wurden im gesamten Reich verübt. Auch
in Flößberg starben zahlreiche Menschen an
Hunger, Krankheiten und Misshandlungen, wurden
in Massengräbern verscharrt", so von Breitenbuch.
"Sie wurden ihrer Würde beraubt, ihre Arbeitskraft
wurde benutzt, ihre Vernichtung, ihr Sterben war
eine fest eingeplante Zielgröße", sagte er. Es
sei dem Verein Geschichtswerkstatt Flößberg zu
verdanken, dass das Gedenken an das Außenlager
wach gehalten werde. Ehrenamtlich engagierte
Menschen um den Vorsitzenden Stefan Walter seien
sowohl in der Geschichtsaufarbeitung als auch
der Pflege der Anlagen aktiv. Und es sei wichtig,
die Zeitzeugen aus der Zeit des Nationalsozialismus
zu hören. Sie könnten berichten von Opfern und
Tätern, von der Willkür, vom Elend, dem Hunger.
Was es hieß, vor 65 Jahren an diesem Ort zu
sein, machte Stefan Walter durch Auszüge aus
Erinnerungen von Überlebenden an Flößberg
deutlich. Von Baruch Gelb beispielsweise, geboren
am 30. März 1910 in Gorlice, Polen: "Ich habe
selbst gesehen, wie ein junger Mann sich aus
Verzweiflung vor den fahrenden Zug warf. Daraufhin
wurden wir bei weiteren Zugfahrten von der SS von
den Gleisen zurückgetrieben. Die SS-Leute sagten,
so leicht sollten wir nicht sterben." Auch Sam
Kurz, geboren am 23. Mai 1916 in Piotrkow, Polen,
erinnert sich an Greueltaten: "Ein Mithäftling aus
der Tschechoslowakei, er hieß Weiß, hatte seine
Hände beim Abladen schwerer Zementplatten vom LKW
so verletzt, dass er sie nicht mehr verwenden
konnte. Er fiel schließlich zu Boden. Zwei
SS-Männer packten ihn an Händen und Füßen,
schleuderten ihn mit dem Kopf mehrfach gegen den
LKW. Weiß starb an Ort und Stelle."
Auch deshalb lautet das Vermächtnis von
Stephen P. Casey: "Wenn wir die Lektionen der
Geschichte nicht lernen, können sich die
schrecklichen Dinge wiederholen." Mit einer
Schweigeminute gedachten alle Anwesenden der
Opfer. Vertreter der Stadt Frohburg und aus
Flößberg, verschiedener Parteien, Vereine und
Initiativen legten Gebinde nieder.
Gestern Nachmittag wurde auch am
Ernst-Thälmann-Denkmal in Geithain auf
Initiative des Ortsverbandes Geithain der Partei
Die Linke der Opfer des Nationalsozialismus
gedacht und angemahnt, dass so etwas nie wieder
geschehen dürfe.