Für Gedenkort Zaun und Tor in Sicht
Ehemaliger Häftlingsfriedhof bei Flößberg: Runder Tisch begrüßt Entscheidung gegen Umbettung

Flößberg/Frohburg. Die Teilnehmer des Runden Tisches begrüßen einhellig die Entscheidung der Landesdirektion Chemnitz, eine Umbettung der Opfer des ehemaligen Flößberger Häftlingsfriedhofes nach Borna abzulehnen (die LVZ berichtete). Das im Mai im Landkreis aus Vertretern der demokratischen Parteien, der evangelischen Landeskirche sowie Vereinen und Institutionen konstituierte Gremium sieht sich dadurch der Bewahrung des Gedenkortes einen spürbaren Schritt näher.

Und es gibt noch einen Grund zur Freude für jene, die sich seit Jahren für den Erhalt des Friedhofs und Gedenkorts im Flößberger Fürstenholz engagieren. "Im Schreiben an den Runden Tisch vom 23. November unterstreicht die Landesdirektion Chemnitz, dass sie ebenfalls an einer baldigen Behebung des schlechten Zustandes des Friedhofes interessiert ist", so Stefan Walter, Vorsitzender des Vereins Geschichtswerkstatt Flößberg. "Die Behörde kündigt darin an, außerplanmäßige finanzielle Mittel bereitzustellen, um einen Zaun errichten und das Eingangstor wiederherstellen zu können." Mittelfristig soll auch der Innenbereich der Grabanlage neu gestaltet werden.

Natürlich bleibe trotz des Teilerfolgs der Runde Tisch bestehen, versichert auch Walter. Denn dessen Teilnehmerinnen und Teilnehmer wollen sich nun für die würdige Gestaltung des Erinnerungsortes einsetzen. "Dafür sind wir an einer engen Kooperation mit der Stadt Frohburg interessiert. Wir begrüßen ausdrücklich, dass die Stadtverwaltung Frohburg bereits erste Anstrengungen für die Wiederherstellung des Gedenkortes unternommen hat", so Walter. Wie Frohburgs Bürgermeister Wolfgang Hiensch wissen ließ, werde noch in diesem Monat von der Stadt ein Zuwendungsantrag für eine Einfriedung an die Landesdirektion Chemnitz gestellt. Allerdings könne nicht davon ausgegangen werden, dass die Pauschalbeträge, die gemäß Gräbergesetz den Kommunen erstattet würden, um Kriegsgräber instand zu setzen und zu pflegen, künftig auch nur annähernd den nötigen Unterhaltungsaufwand decken würden. "Ich kann deshalb nur hoffen, dass uns viele Bürger, Vereine und Institutionen dabei unterstützen, den Flößberger Friedhof zu erhalten und zu unterhalten, damit er dauerhaft als Stätte der Mahnung und des Gedenkens erhalten bleiben kann", so Hiensch.

Letzteres wünschte sich auch Hans-Ulrich Dietze, Pfarrer in Ruhe aus Flößberg, von ganzem Herzen. Denn auch er betrachtet es als unverzichtbar, den Flößberger jüdischen KZ-Friedhof zu erhalten und zu pflegen, um an diesem Beispiel den Holocaust aufarbeiten zu können. Dietze begründete in einer umfangreichen Ausarbeitung aus Sicht kirchlicher Praxis, warum sich die Vertreter des Runden Tisches einig sind, dass Lagergelände und Friedhof zusammengehören aufgrund eines dreifachen Auftrags - nämlich zu informieren, zu gedenken und Bewusstsein zu bilden. "Der Flößberger jüdische KZ-Friedhof dient zur weiterhin bitter nötigen deutschen Aufarbeitung des Holocaust, dessen Ungeheuerlichkeiten. Gerade daran mangelt es immer noch." Auch Dietze sieht allerdings, dass eine einzelne Behörde beim nötigen Aufwand an Kraft und Zeit sicher überfordert sei. "Aber angesichts der Bedeutung des KZ-Friedhofs dürfte eine Konferenz mehrerer Behörden die Aufgabe bewältigen. Dann hätte sich auch der Vorwurf erledigt, die Bemühungen um den Erhalt des Friedhofs als Aktionismus und Populismus zu bezeichnen", ist er gewiss.
Text: Thomas Lang, Leipziger Volkszeitung (04.12.2010)
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