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"Ich freue mich auf
die Menschen"
Heinrich Timmerevers wird Bischof von
Dresden-Meißen
 Dresden/Vechta.
Seit sieben Monaten ist das Bistum
Dresden-Meißen ohne Bischof - nun gibt es
einen neuen Oberhirten. Der Münsteraner
Weihbischof Heinrich Timmerevers wechselt
nach Dresden und wird 50. Bischof der
drittkleinsten deutschen Diözese. Die
Ernennung durch Papst Franziskus wurde
gestern (Freitag, 29. April 2016)
zeitgleich 12:00 Uhr im Vatikan, in
Dresden und Vechta bekanntgegeben. Der
63-jährige Timmerevers tritt damit die
Nachfolge von Heiner Koch an, der seit
September 2015 Erzbischof von Berlin ist.
Ein Termin dafür steht allerdings noch
nicht fest. Er komme als "Lernender" und
wolle Neues kennenlernen, sagte
Timmerevers in Vechta. Die katholische
Kirche in Ostdeutschland sei in der
Diasporasituation und habe in schweren
Zeiten den Glauben durchgetragen. "Das
beeindruckt mich sehr." Er freue sich auf
die Menschen, "auf viele gute Begegnungen
und Gespräche".
Sachsens Ministerpräsident Stanislaw
Tillich (CDU) gratulierte: "Ich habe
Bischof Timmerevers als zupackenden
Baumeister der heutigen Kirche
kennengelernt, der nicht nur lateinisch,
sondern auch lebensnah spricht." Das seien
gute Voraussetzungen, um die Kirche in
Sachsen in die Zukunft zu führen.
Timmerevers, der als eines von sechs
Kindern einer Landwirtschaftsfamilie im
Kreis Cloppenburg aufwuchs, ist seit 2001
Weihbischof im Bistum Münster. Die Auswahl
habe ihn sehr berührt und gefreut, "aber
auch innerlich aufgewühlt", schrieb er an
seine künftigen Gemeinden in Sachsen und
Ostthüringen. Seiner neuen Aufgabe will er
auch sprachlich gerecht werden. Zwar könne
er Plattdeutsch, so Timmerevers. "Aber das
ist etwas anders als Sächsisch. Ich muss
es lernen." Sachsen sei ein Land, das er
nicht kenne, als Tourist sei er aber schon
in Dresden gewesen. In zehn Tagen will er
erstmals offiziell kommen und auch beim
Deutschen Katholikentag im Mai in Leipzig
dabei sein.
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Text: Christiane Raatz, Leipziger Volkszeitung (30.04.2016) Foto: dpa |
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Volksnah und
leitungserfahren
Rechtzeitig zum Katholikentag -
Weihbischof Heinrich Timmerevers zum
Dresdner Bischof ernannt
 Dresden
(tdh). Der bisherige Münsteraner
Weihbischof Heinrich Timmerevers (63) ist
neuer Bischof von Dresden-Meißen. Am 29.
April 2016 wurde seine Ernennung
zeitgleich im Vatikan, in Dresden und in
Vechta bekanntgegeben.
Domdekan Klemens Ullmann, der die
päpstliche Ernennungsurkunde in Dresden
verlas, zeigte sich erfreut, "dass wir
noch vor dem Katholikentag den Namen
unseres neuen Bischofs bekanntgeben
können." Er beschrieb Heinrich Timmerevers
als "bodenständig und nahe beim Volk". Er
sei "ein hervorragender Hirte, der bereits
in der Leitung einer Teilkirche, dem
Bischöflich Münsterschen Offizialat,
langjährige Erfahrung mitbringt", hob
Andreas Kutschke vor Journalisten und
Mitarbeitern der Bistumsverwaltung hervor.
Er hatte das Bistum nach dem Wechsel von
Bischof Heiner Koch nach Berlin während
der vergangenen sieben Monate geleitet.
Geboren als Landwirtssohn in
Nikolausdorf im Kreis Cloppenburg wuchs
Heinrich Timmerevers "selbstverständlich
katholisch" auf. 1980 wurde er zum
Priester geweiht. Nach Kaplanszeit, Jahren
als stellvertretender Leiter des Collegium
Borromaeum und Domvikar am St.-Paulus-Dom
in Münster sowie ab 1990 als Pfarrer in
Visbek ernannte ihn Papst Johannes Paul
II. 2001 zum Weihbischof im Bistum Münster.
Als Bischöflicher Offizial trug er
Verantwortung für die katholische Kirche
im Oldenburger Land. Der Offizialatsbezirk
Oldenburg mit Sitz in Vechta umfasst den
niedersächsischen Teil des Bistums
Münster. Rund 265.000 Katholiken sind hier
in 41 Pfarreien zuhause. Das Offizialat
Vechta nimmt dabei die bischöfliche
Amtsgewalt für diesen Teil der Diözese
Münster wahr - eine kirchenrechtlich
weltweit einmalige Konstruktion.
Sein Wahlspruch: "Suchet, wo
Christus ist"
Während in den beiden südlichen
Landkreisen Cloppenburg und Vechta die
Katholiken die Mehrheit der Bevölkerung
stellen, leben sie im Norden in einer
deutlichen Diasporasituation. Den Menschen
immer wieder aufs Neue das Evangelium und
den Glauben nahebringen, das hat Heinrich
Timmerevers als Weihbischof ins Zentrum
seiner Arbeit gerückt. Sein Wahlspruch
lautet "Suchet, wo Christus ist".
Die ostdeutsche Diasporasituation wird
für ihn Neuland sein. "Ich bin gespannt
auf die Herausforderungen, die mich
erwarten und lasse mir gerne von Ihnen Ihr
Land zeigen", schreibt der neue Bischof in
einem Brief an die Katholiken seines neuen
Bistums. Es beeindrucke ihn sehr, dass die
Kirche hier in schweren Zeiten den Glauben
durchgetragen habe. Er komme als Lernender
nach Sachsen und Ostthüringen und freue
sich auf viele Begegnungen, darauf Neues
kennenzulernen und mit den Menschen, die
hier leben, Kirche zu sein.
Die Amtseinführung von Bischof
Timmerevers wird voraussichtlich erst nach
den Sommerferien stattfinden. Eine erste
Gelegenheit, ihren neuen Bischof kennen zu
lernen, werden seine Diözesanen beim
Leipziger Katholikentag haben.
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Text: Tag des Herrn (08.05.2016) Foto: Johannes Hörnemann |
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Der Durchbruch der
Freude
Rasches Auswahlverfahren und ausgiebige
Bedenkzeit - Heinrich Timmerevers ist
Dresdner Bischof
 Dresden.
Weihbischof Heinrich Timmerevers war unter
den passionierten Gerüchteköchen im Bistum
Dresden-Meißen nicht gehandelt worden. Was
sprach für den erfahrenen Mann aus der
oldenburgischen Volkskirche? Domdekan
Klemens Ullmann nennt drei Gründe.
"Er hat große Leitungserfahrung in der
Kirche, er ist nah dran an den Menschen
und er ist ein Mann mit Leidenschaft für
den ökumenischen Dialog." Mit diesen
Vorzügen des künftigen Dresdner Bischofs
begründete Klemens Ullmann vor
Journalisten und Mitarbeitern der Dresdner
Bistumsverwaltung die Wahl des Domkapitels.
Als Leiter des Wahlgremiums durfte er
zwar nichts über die Alternativen
verraten, die dem Bistum entgangen sind,
ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern,
erlaubte er sich aber doch. Mehrfach habe
er in den Tagen zwischen Wahl und
Ernennung mit Heinrich Timmerevers
telefoniert. Über den anfänglichen Schock
habe er ihn hinwegzutrösten versucht,
erzählte der Domdekan schmunzelnd: "Halb
so schlimm, Sie sind ja nicht Papst
geworden ...!" Von Tag zu Tag mehr sei der
Schreck freudiger Erwartung gewichen.
"Jetzt bin ich bereit und verlasse
meine Oldenburger Heimat, um zu Ihnen in
die Diözese zu kommen", schreibt der neue
Bischof in einem ersten Brief an die
Katholiken in seinem Bistum. "Mich trägt
in dieser Stunde das Wort, das an Abraham
erging: 'Zieh weg aus deinem Land, von
deiner Verwandtschaft und von deinem
Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen
werde.'"
Zu den ersten Gratulanten, die nicht
nur Timmerevers, sondern auch den
Gläubigen im Bistum gratulierten, gehörte
sein Vorgänger, Berlins Erzbischof Heiner
Koch. Er freue sich, "dass die Zeit der
Vakanz, an der ich nicht ganz unschuldig
bin, so schnell beendet wurde."
Sachsens Ministerpräsident Stanislaw
Tillich (CDU) betonte, er habe den neuen
Bischof "als zupackenden Baumeister der
heutigen Kirche kennengelernt". Das seien
"gute Voraussetzungen, um die Kirche in
Sachsen in die Zukunft zu führen und
Religion für Gläubige und glaubensferne
Menschen sichtbar und erlebbar zu machen".
Er könne helfen, "Brücken zu bauen und den
Zusammenhalt in Sachsen zu befördern".
Auch Thüringens Ministerpräsident Bodo
Ramelow (Die Linke) begrüßte die
Ernennung. Er bescheinigte Timmerevers ein
"herausragendes Engagement" im
Malteser-Orden und in der
Bischofskonferenz.
In der Deutschen Bischofskonferenz
arbeitete Heinrich Timmerevers acht Jahre
lang in der Jugendkommission mit. Er ist
Mitglied der Kommission für geistliche
Berufe und der Adveniat-Kommission und
leitet die Arbeitsgruppe "Institute des
geweihten Lebens". Beim Malteser
Hilfsdienst ist er Bundesseelsorger. Wie
sein Vorvorgänger Joachim Reinelt gehört
er der Fokolarbewegung, einer geistlichen
Gemeinschaft, an.
Hintergrund:
Wie wurde der Bischof bestimmt?
Anders als in den
Nachbarbistümern Bistümern Berlin,
Erfurt, Görlitz und Magdeburg gilt
im Bistum Dresden-Meißen nicht das
Preußische, sondern das Badische
Konkordat. Für die Wahl des Bischofs
bedeutet dies, dass das Domkapitel
in Rom eine aktuelle Liste
geeigneter Kandidaten vorlegt.
Darüber hinaus ist der Bischof
angehalten, dem Vatikan alljährlich
eine Zusammenstellung geeigneter
Nachfolger zuzusenden.
Unter Würdigung dieser
Kandidatenlisten erstellt der
Heilige Stuhl eine Auswahl mit drei
Vorschlägen, darunter muss ein
Kandidat sein, der Priester des
Bistums Dresden-Meißen ist. Aus
dieser Dreiergruppe wählt das
Domkapitel in freier und geheimer
Wahl den neuen Bischof.
Wahlberechtigt waren sechs
Domkapitulare und ein
Ehrendomkapitular. Der 102-jährige
Ehrendomkapitular Hermann Scheipers
durfte nicht mitwählen. Als
99-jähriger hatte er vor drei Jahren
noch an der Wahl von Heiner Koch
teilgenommen. Zwischenzeitlich hat
das Domkapitel jedoch sein Statut
geändert. Seither sind
Ehrendomkapitulare nur noch bis zu
ihrem 75. Geburtstag wahlberechtigt.
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Text: Dorothee Wanzek, Tag des Herrn (08.05.2016) Foto: Dorothee Wanzek |
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Gekommen, um zu
bleiben
Bischof Heinrich Timmerevers freut sich
auf sein neues Bistum
 Dresden.
Am 27. August wird der Müsteraner
Weihbischof Heinrich Timmerevers als
Bischof von Dresden-Meißen eingeführt.
Anfang der vergangenen Woche war er
erstmals zu Besuch im neuen Bistum. Unter
anderem gab er dabei seine erste Dresdner
Pressekonferenz.
Nach ersten Begegnungen mit künftigen
Mitarbeitern und mit dem evangelischen
Landesbischof Carsten Rentzing stellte
sich Bischof Heinrich Timmerevers
vergangenen Dienstag (10. Mai 2016)
sächsischen Medienvertretern vor. Er gab
Auskunft über seinen bisherigen Werdegang
und seine Erwartungen an die künftige
Aufgabe. Unter anderem äußerte er sich
über...
erste Eindrücke von Dresden:
Ich habe begonnen, dieses Bistum kennen,
lieben und schätzen zu lernen und bin sehr
bewegt über das große Willkommen, das mir
hier bereitet wird.
die größten Herausforderungen in
seinem bisherigen Verantwortungsbereich,
dem Oldenburger Münsterland: Im Bistum
Münster haben wir gerade einen mühsamen
Prozess der Umstrukturierung
abgeschlossen, bei dem wir Gemeinden
zusammenführen mussten. Der Hintergrund
war auch bei uns, dass weniger Personal
und Geld zur Verfügung steht und auch die
Zahl der aktiven Gemeindemitglieder
zurückgeht. Die entscheidende Frage war
für uns, wie wir Gemeinden dort, wo Glaube
noch lebendig ist, stützen und stärken
können. Wir haben dafür auch manches Neue
begonnen. Als Schwerpunkte, die wir in
meinem Verantwortungsbereich gesetzt
haben, kann ich die Urlauberseelsorge an
der Nordseeküste nennen. Dort haben wir
sogar eine neue Kirche gebaut. Mitten in
Oldenburg ist das Forum St. Peter
entstanden, eine Art Citypastoral, die uns
ins Gespräch mit Suchenden bringen soll.
Im Südoldenburgischen haben wir den
einzigen Wallfahrtsort belebt, den es dort
gibt. Wir haben einiges ausprobiert, zum
Beispiel in der Stärkung und
Qualifizierung Ehrenamtlicher.
konkrete Erwartungen: Ich werde
viel lernen. Und ich werde begreifen
müssen, was es bedeutet, gemeinsam mit den
evangelischen Christen in der Minderheit
zu sein. Mir ist bewusst, dass dieses
Bistum sehr vielfältig ist, dass die
Menschen in den verschiedenen Landstrichen
unterschiedlich ticken. Ich freue mich
darauf, das zu entdecken.
Ökumene: Die Begegnung mit dem
sächsischen Landesbischof hat mich sehr
gefreut. Auch mit dem Landesbischof der
oldenburgischen Kirche stehe ich seit
langem in intensivem Austausch. Unter uns
ist ein großer Konsens darüber, dass wir
nicht zueinander finden, indem wir die
jeweiligen Profile unserer Kirchen
abreiben, sondern indem wir das jeweils
andere als Reichtum entdecken. Ich habe
sehr viel aus Gesprächen mit evangelischen
Christen lernen können. Wichtig scheint es
mir, dass wir uns gemeinsam auf die Mitte
unseres Glaubens konzentrieren und uns von
daher auf den Weg machen. Dass das
Reformationsjubiläum im kommenden Jahr als
ein Christusjahr angelegt sein soll, passt
dazu. Wenn wir in diesem Jahr gemeinsam
auf Christus schauen, sehe ich dem froh
und gelassen entgegen.
seine Absicht, sich öffentlich zu
gesellschaftlichen Themen zu äußern:
Über die Pegida-Demonstrationen in Dresden
war ich bislang nur über die Medien
informiert. Gestern Abend habe ich sie
während eines Gottesdienstes in der
Hofkirche erstmals unmittelbar akustisch
wahrgenommen. Das hat durchaus eine
Wirkung auf mich. Damit umzugehen muss ich
noch lernen. Klar ist: Wenn es um die
Würde des Menschen geht, dürfen wir als
Kirche keinesfalls schweigen. Für mich ist
jeder Mensch ein Würdenträger, und dafür
möchte ich auch das Wort ergreifen.
die Dauer seiner Amtszeit: Ich
komme nicht zum Praktikum. Ich freue mich
auf den Dienst hier und möchte Bischof von
Dresden-Meißen bleiben, bis meine Amtszeit
mit 75 Jahren regulär endet.
die Rolle kirchlicher Laiengremien:
Mehr denn je kann das Bischofsamt nur aus
einem intensiven Dialog mit den Gläubigen
heraus funktionieren. Die Antworten auf
die Fragen der Zeit und der Menschen kann
ein Bischof nicht aus sich heraus finden,
wir müssen gemeinsam danach fragen und
suchen und zum Teil auch entscheiden.
Insofern spielen die Vertreter der Gruppen
und Gemeinden eine wichtige Rolle.
Hobbys: Ich liebe Musik, war
auch schon einmal bei einem Konzert in der
Semperoper. Ich erhole mich, wenn ich mich
körperlich verausgabe, beim Wandern in den
Bergen oder beim Fahrradfahren. Inwieweit
ich dafür Zeit finden werde, wird sich
zeigen. Natürlich gehe ich nicht nach
Dresden, um hier meine Hobbys zu pflegen.
seine Zugehörigkeit zur
Fokolarbewegung: Ich habe diese
Bewegung als Student kennengelernt, und
sie hat mir sehr geholfen, meinen Weg als
Christ zu finden. Sie hat mich in meinem
Leben und Dienst geprägt und ist mir Kraft
und Lebensquelle. Als Bischof gehöre ich
aber nicht einer einzelnen Gruppe, sondern
bin inmitten der Kirche für alle da.
Menschen zu einer Gemeinschaft zusammen zu
führen und zu halten, gehört aber gerade
sehr zentral zur Spiritualität der
Fokolarbewegung.
seine Katholikentags-Präsenz:
Schon vor meiner Ernennung stand fest,
dass ich in Leipzig bei drei
Programmpunkten vertreten bin. Sie ergeben
sich aus meinen Aufgaben in der
Bischofskonferenz: Als Mitglied der
Adveniat-Kommission leite ich gemeinsam
mit einem Weihbischof aus El Salvador
einen Gedenkgottesdienst für Bischof Oscar
Romero. In einem Podium über den Beitrag
geistlicher Gemeinschaften zum Gelingen
von Ehe und Familie nehme ich als Leiter
der Bischöflichen Arbeitsgruppe
"Kirchliche Gemeinschaften und geistliche
Bewegungen" teil. In dieser Funktion
feiere ich auch einen Gottesdienst aller
Gemeinschaften und Bewegungen Deutschlands
mit. Ich nehme am Katholikentag als
ernannter, aber noch nicht eingeführter
Bischof teil. Ich bin also präsent,
übernehme dort aber noch keine Aufgaben
für das Bistum.
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Text: Dorothee Wanzek, Tag des Herrn (15.05.2016) Foto: Dorothee Wanzek |
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"Ich bin sehr
bodenständig und erdverwachsen"
Von Münster nach Sachsen: Heinrich
Timmerevers wird morgen neuer Bischof des
Bistums Dresden-Meißen
 Dresden.
Zwei Tage nach seinem 64. Geburtstag wird
Heinrich Timmerevers, bisher Weihbischof
in Münster, morgen (Samstag, 27. August
2016) um 10:00 Uhr, in Dresden in der
Kathedrale (Katholische Hofkirche) während
einer Heiligen Messe in sein Amt als 50.
Bischof des Bistums Dresden-Meißen
eingeführt. Erfahrung mit Veränderungen
bringt er mit.
Frage: Herr Bischof, mit
Ihrem Weggang aus dem Bistum Münster,
haben Sie während Ihrer ersten Heiligen
Messe am 9. Mai in Dresden gesagt,
verlassen Sie "Land, Verwandtschaft und
Vaterhaus" - mit einem etwas mulmigen
Gefühl. Ist das geblieben?
Heinrich Timmerevers: Nein. Ich
lasse zwar Freundschaften und ein Team
zurück, mit dem ich in den letzten 14
Jahren zusammengearbeitet habe. Aber auch
hier habe ich ganz motivierte
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefunden
und viele, die ihre Gemeinden engagiert
mitgestalten. Deshalb bin ganz
zuversichtlich.
Der Offizialatsbezirk Vechta des
Bistums Münster im Nordwesten
Niedersachsens, von wo Sie herkommen, gilt
als Hochburg der Katholiken. Eine
komfortable Situation für Sie?
Der südliche Teil ist traditionell
katholische geprägt. Der Norden war eine
"protestantische Region". Katholiken kamen
nach dem Zweiten Weltkrieg als
Heimatvertriebene dorthin. Deshalb habe
ich nicht nur das katholische Leben,
sondern auch das Leben der Katholiken in
der Diaspora kennengelernt.
Aufgewachsen sind Sie als zweites
von sechs Kindern eines Landwirts in
Nikolausdorf, einem Tausend-Seelen-Ort im
Landkreis Cloppenburg. Wie hat Sie das
geprägt?
Meine Eltern waren gläubige Katholiken,
die Krieg und Notsituationen erfahren
haben. Es war alles sehr einfach, sparsam,
bescheiden. Sie brauchten viel Fleiß. Mit
der Kraft des Glaubens haben sie das
meistern können. Die Kirche hat das Leben
geprägt - das war für uns
selbstverständlich, wie auch die Treue zum
Glauben.
Im Bistum Dresden-Meißen, große
Teile Sachsens und Ostthüringens
umfassend, gibt es rund 142.000
Katholiken, weniger als vier Prozent der
Bevölkerung. Werden Sie sich radikal
umstellen müssen?
Es ist eine ganz neue Situation für mich.
Doch die Diasporasituation, die ich in
meiner Region erlebt habe, macht mir viel
Mut. Ich bin sehr bodenständig und
erdverwachsen. Die tiefen Wurzeln helfen
einem. Dazu gehört auch mein persönlicher
Glaube. Da muss man nicht vor jedem Sturm
Angst haben. Das gibt mir Gelassenheit.
Selbst wenn man die Lutheraner
hinzunimmt, machen die Christen in Sachsen
nur eine Minderheit von 26 Prozent aus.
Was bedeutet das für Sie?
Wir sind als Christen gemeinsam gefragt,
die Botschaft, für die wir stehen, zu
leben und zu bezeugen. Darin können wir
uns gegenseitig ermutigen und bereichern.
Der Glaube muss von innen her angenommen
werden. Da ist es mit einem Wort nicht
getan. Das ist Einübung in eine
Lebenshaltung.
Welche Rolle wird für Sie die
Zusammenarbeit mit evangelisch -
lutherischen Christen spielen?
Schon als Pfarrer hatte ich lebendigen
Kontakt zu meinem evangelischen
Amtsbruder, später dann zum evangelischen
Bischof in Oldenburg. Es gab gemeinsame
Aktionen, beispielsweise im Einsatz für
Menschen, die an Depression erkrankt sind.
In der Wahrung der je eigenen Profile
haben wir das Gemeinsame gesucht und
getan. Wir haben die unterschiedlichen
Prägungen entdeckt, sie sind eine
gegenseitige Bereicherung. Je mehr wir uns
gemeinsam Christus nähern, umso mehr
werden wir auch zueinander finden.
Wollen Sie das in Sachsen
fortsetzen?
Ja. Nach dem ersten Besuch bei
Landesbischof Carsten Rentzing hatte ich
den Eindruck, dass auch er sich das
wünscht.
Wo sehen Sie sich auf der Skala
zwischen den Polen "konservativ" und
"progressiv" beziehungsweise "liberal"?
Ich bin eher ein Bodenständiger, der
behutsam mit dem umgeht, was sich in der
Geschichte der Kirche bewährt hat - aber
auch offen für Neues.
Hatten Sie in den zurückliegenden
Jahren Veränderungen im Bistum Münster zu
bewältigen?
Im Offizialatsbereich Oldenburg haben wir
seit 2004 Gemeinden zusammengeführt. 2011
war das abgeschlossen. Aus 124
Pfarrgemeinden sind etwa 40 geworden. Ein
komplexer Vorgang mit manchmal schwierigen
Einschnitten.
Ihr Vorgänger, Bischof Heiner Koch,
hat hier Gemeinden zu größeren
Verantwortungsgemeinschaften
zusammengefasst. Vor welcher Aufgabe
stehen Sie da?
Jedes Bistum hat einen eigenen Weg dafür
gefunden. Da gibt es keine Kopien. Im
Erkundungsprozess, den dieses Bistum
durchläuft, muss ich mich nun erst einmal
kundig machen.
Worauf kommt es für die Katholiken
in dieser Situation besonders an?
Vertrautes, das beim Leben Stabilität
gegeben hat, scheint jetzt infrage
gestellt zu sein. Das löst Ängste aus,
verunsichert. Das kann ich sehr gut
verstehen. Da müssen wir ins Gespräch
kommen über das, was uns leitet. Das
braucht viel Geduld miteinander.
Viele Menschen außerhalb nehmen die
katholische Kirche als Institution wahr,
die ihnen Vorschriften für ihr Leben
macht. Wie sollte sie da attraktiv für
Nichtkonfessionelle sein?
Die Kirche wird immer attraktiv durch den
einzelnen Menschen, der sich anderen
zuwendet. Indem er sich erfahrbar macht
als Christ mit einer offenen Haltung, als
Hoffnung, Frohmut, Menschenfreundlichkeit
ausstrahlt. Wer Kirche nur über Medien und
Probleme wahrnimmt, für den bleibt sie
immer eine fremde Kirche.
Sie kommen in ein Bundesland, wo es
hitzigen, teils schrillen Streit über
Migranten und Flüchtlinge gibt. Was können
Sie als Katholiken da tun?
Pfarreien und Verbände setzen sich für
Flüchtlinge ein. Zusammen mit ihnen auch
andere, die gar nicht zur Kirche gehören,
die sich aus Gründen der Menschlichkeit
sagen, diese Flüchtlinge müssen wie
Menschen behandelt werden. Es ging den
Deutschen noch nie so gut wie in unseren
Zeiten. Wir haben immer Menschen
aufgenommen. Wenn man eine Mauer zumacht,
finden Flüchtlingsströme andere Wege, um
in das ersehnte Land zu kommen. Dass sie
zu uns kommen, ist ein Ergebnis unserer
globalen Welt. Das kann man keinem
Flüchtling verdenken, in dieses Land
ziehen zu wollen, wenn er sieht, wie wir
hier in Deutschland leben, wo er nicht ums
nackte Überleben fürchten muss, auch
einen Glauben leben kann. Natürlich
müssen wir unsere Politiker ermutigen, in
einem weltweiten Konsens die Ursachen zu
beseitigen, aus denen Menschen ihr
Heimatland verlassen müssen. Wir als
Katholiken müssen eintreten für eine
weltweite Solidarität. Man muss Menschen
so behandeln, wie ich selber auch in einer
vergleichbaren Situation behandelt werden
möchte. Und man darf keine Unterschiede
machen, welche Hautfarbe und welche
Religion er hat. Es gibt bei uns ein
Grundrecht auf Asyl. Das stelle ich nicht
infrage. Auch für jene, die keine Christen
sind, ist es eine Menschenpflicht, an
solch einer Haltung mitzuarbeiten. Wir
müssen Menschen in Not beistehen, wenn wir
eine menschenfreundliche Gesellschaft sein
wollen.
Terroranschläge auch in Deutschland
haben Menschen verunsichert. Haben Sie als
Katholik eine Antwort darauf, wie man mit
solchen Ängsten umgehen sollte?
Man muss dem Menschen zunächst Raum geben,
dass er seine Ängste ins Wort bringen
kann. Ängste kann man nicht mit einer
Gegenrede überwinden. Hier braucht es
Annahme, Verständnis, Begleitung und
Empathie. Vor willkürlichen
Terroranschlägen kann sich niemand völlig
schützen. Auch eine noch so gründliche
Polizeiarbeit wird diese unberechenbaren
Attacken nicht im Letzten verhindern
können. Wir leben in einem freien Land -
das ist eine gute Errungenschaft unserer
Geschichte. Aber in der Freiheit muss ich
damit leben, dass es Aktionen gibt, wo
jemand diese Freiheit missbraucht. Auch
wenn ich ins Auto steige, nach Regeln und
Gesetzen fahre, aber ein anderer hält sich
nicht daran oder hat einen schwachen
Moment - schon ist mein Leben gefährdet.
Ich lebe in dem Bewusstsein: Mein Leben
ist in Gottes guten Händen. Deshalb gehe
ich ganz zuversichtlich durch die Straßen
- ein Urvertrauen. Mit meiner Ohnmacht
begebe ich mich vertrauensvoll in Seine
Begleitung.
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Text: Tomas Gärtner, Leipziger Volkszeitung (26.08.2016) Foto: epd |
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Dresden-Meißen:
Bistum hat neuen Bischof
Heinrich Timmerevers feierlich in Amt
eingeführt
 Dresden.
Nach fast einjähriger Vakanz hat das
Bistum Dresden-Meißen einen neuen Bischof:
Der bisherige Münsteraner Weihbischof
Heinrich Timmerevers ist am Sonnabend (27.
August 2016) in einer Heiligen Messe
offiziell in das Amt eingeführt worden.
Der 64-jährige Timmerevers erhielt in der
Dresdner Kathedrale den Hirtenstab aus der
Hand seines Amtsvorgängers Heiner Koch
(62). Die Gemeinde applaudierte, als er
auf dem Bischofsstuhl, der Kathedra, Platz
nahm. Etwa 1.200 Menschen waren zur
feierlichen Messe gekommen, rund 400
verfolgten den Gottesdienst per Leinwand
auf dem Schlossplatz.
Koch wechselte im September 2015 nach
nur etwas mehr als zwei Jahren im Dresdner
Amt als Erzbischof nach Berlin. Er steht
als Metropolit der Berliner Kirchenprovinz
vor, zu der auch das Bistum Dresden-Meißen
gehört. Timmerevers sagte im Gottesdienst,
er freue sich auf das Bistum und seine
Gemeinden. Mit einigen Mitgliedern hatte
er schon persönlichen Kontakt. Oft hätte
er dabei den Satz gehört: "Hoffentlich
bleiben Sie etwas länger." Timmerevers
betonte: "Ja, ich möchte hier im Bistum
neue Wurzeln schlagen."
Der gebürtige Niedersachse Timmerevers
ist der 50. Bischof im Bistum, das sich
über Sachsen und Ostthüringen erstreckt.
An der Messe nahmen 32 Bischöfe aus dem
In- und Ausland teil. Zum Bistum gehören
rund 142.000 Katholiken. In seiner Predigt
betonte Timmerevers die sozialen Aufgaben
der Kirche. Der Einsatz für die Menschen
habe noch "Luft nach oben".
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Text: Katharina Rögner, Leipziger Volkszeitung (29.08.2016) Foto: dpa |
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Berufungen als
Gradmesser
Heinrich Timmerevers ist der 50. Bischof
von Dresden-Meißen
 Dresden.
Der bisherige Münsteraner Weihbischof
Heinrich Timmerevers ist am 27. August
2016 in sein neues Amt als Bischof von
Dresden-Meißen eingeführt worden.
Zahlreiche Christen aus Sachsen und
Thüringen und mehr als 30 Bischöfe haben
an dem feierlichen Gottesdienst zum
Amtsantritt von Heinrich Timmerevers als
50. Bischof des Bistums Dresden-Meißen
teilgenommen. Die am weitesten gereisten
Gäste waren wohl drei mit Timmerevers
befreundete Bischöfe aus Brasilien.
In seiner Antrittspredigt ging der
neue Dresdner Bischof auf das Leitwort
ein, das er zu seiner Bischofsweihe vor 15
Jahren gewählt hatte: "Suchet, wo Christus
ist!" Trotz all ihrer Mängel und trotz der
leidvollen Spaltung sei Christus in der
Kirche zu finden, sagte er seinen Zuhörern
in der Kathedrale und an den Bildschirmen
auf dem Dresdner Schloßplatz und in den
heimischen Wohnzimmern.
Suche nach Christus führt zu den
Menschen in Not
Jeder Christ trage Mitverantwortung
dafür, dass Gemeinden, Einrichtungen und
alle anderen Orte kirchlichen Lebens
tatsächliche Orte seien, an denen der
auferstandene Christus lebendig ist. Die
christlichen Gemeinden und Gemeinschaften
sollten sich daher fragen lassen, ob sie
in seinem Frieden miteinander lebten und
ob es unter ihnen Berufungen gebe. "Der
Geist des Auferstandenen beruft dazu, in
unsere Welt hineinzuwirken und als Kirche
nicht für uns selbst da zu sein", sagte
der Bischof. Christsein erschöpfe sich
nicht "im Drehen um sich selbst in
Sakristeien und Pfarrhäusern". Die Suche
nach Christus führe unweigerlich zu den
Menschen, die - in welcher Weise auch
immer - Not leiden.
"Kirche ist das Sakrament der Einheit
aller Menschen", bekräftigte der
Vorsitzende der Deutschen
Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx,
in seinem Grußwort. Christen sollten in
dem Bewusstsein leben, dass Christus in
allen Kirchen und kirchlichen
Gemeinschaften und in jedem einzelnen
Menschen gegenwärtig sei.
Nikolaus Legutke, der Vorsitzende des
Dresdner Diözesanrats, erinnerte an die
positiven Erfahrungen beim Leipziger
Katholikentag im Dialog mit
religionsfernen Menschen. Besonders bei
den "Begegnungen an 100 Orten" seien die
katholischen Teilnehmer von deren großer
Gesprächsbereitschaft überrascht worden.
"Daran sollten wir gemeinsam anknüpfen",
wünschte er im Namen der Laienvertretung.
Heinrich Timmerevers' erste
Amtshandlung als Dresdner Bischof war es,
Andreas Kutschke zum Generalvikar zu
ernennen. Der Domkapitular war in dieser
Funktion schon während der Amtszeit von
Heiner Koch Bischofs-Stellvertreter und
kirchlicher Verwaltungschef. Während der
bischofslosen Zeit hatte er die Diözese
kommissarisch geleitet.
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Text: Dorothee Wanzek, Tag des Herrn (04.09.2016) Foto: Pressestelle des Bistums Dresden-Meißen |
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Den Stab des Heiligen
Benno übernommen
 Dresden.
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch
übergab seinem Nachfolger Heinrich
Timmerevers zur Amtseinführung den
Bischofsstab des Heiligen Benno. Kardinal
Reinhard Marx hatte den Stab, der sonst in
seiner Bischofskirche ausgestellt ist, als
Zeichen der Verbundenheit für diesen
Anlass aus München mitgebracht. Rechts
neben Bischof Timmerevers steht Nuntius
Nikola Eterovic, der ihm zuvor die
Ernennungsurkunde des Papstes überreicht
hatte.
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Text: Tag des Herrn (04.09.2016) Foto: Rafael Ledschbor |
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