Rückblick
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Katholische Gemeinde Borna feiert 100-jähriges: Auftakt Heiligabend
Zahlreiche öffentliche Veranstaltungen im Jubiläumsjahr

Borna. Es war im Jahr 1890, als in Borna der erste katholische Gottesdienst gefeiert wurde. Dreieinhalb Jahrhunderte nach der Reformation. Es war die Zeit, als Arbeitskräfte aus Polen, Schlesien und Bayern sowie Militärs nach Borna kamen, wo es neben einer großen Kaserne in der heutigen Stauffenbergstraße auch mehr und mehr Arbeit in den neuen Tagebauen gab. Knapp 30 Jahre später, am 5. Oktober 1919, wurde die katholische Kirche St. Joseph in Borna geweiht. Deshalb feiert die Gemeinde Borna im nächsten Jahr unter dem Leitmotiv "Denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben" ihr 100-jähriges Bestehen.

"Wir wollen in die Öffentlichkeit gehen", machen Franz Waberzeck und Philipp Ramm, beide Mitglieder im Pfarrgemeinderat, deutlich. Mit einer Reihe von Veranstaltungen, wie einer Vesper mit den Dresdner Kapellknaben, dem katholischen Pendant zum Kreuzchor in der Landeshauptstadt, am 7. September 2019 oder einem Familienfest zwei Wochen später. Dabei gab es durchaus Zeiten, in denen die Katholiken in Borna nicht unglücklich darüber waren, dass ihre Kirche und der Garten darum durch Mauern von außen geschützt wurden.

Etwa in den 30er-Jahren. Da geriet die Gemeinde unter Druck vom Staat. Der wollte die Kirche wieder zu dem machen, was das Gebäude zuvor bis zum Ende des Ersten Weltkriegs gewesen war: Ein Offizierscasino. Wundersamerweise aber ging dieser Kelch letztlich an der Gemeinde vorbei, deren Fronleichnamsprozessionen in den Jahren des Dritten Reichs im Pfarrgarten stattfinden musste, so wie Jahrzehnte später in realsozialistischen Zeiten auch.

Denn auch in der DDR war die Gemeinde schon ob ihrer schieren Existenz ein steter Stachel im Fleisch des Arbeiter- und Bauernstaates. Das wurde besonders Mitte der 50er-Jahre deutlich, als die Katholiken zwar genügend Geld für den Neubau einer Kirche in Borna hatten, aber am Veto des Staates scheiterten. Eine neue katholische Kirche in der Straße der Roten Armee, wie die heutige Stauffenbergstraße seinerzeit hieß? Gegenüber der Kaserne, die seit Kriegsende von der Sowjetarmee belegt wurde? Völlig undenkbar. Die Alternative war der Bau der Deutzener St.-Konrad-Kirche.

Zuvor hatte sich die Zahl der Katholiken in und um Borna mehr als verdoppelt. Eine Folge von Flucht und Vertreibung nach dem Krieg, durch die viele Sudetendeutsche in Borna landeten. Zeitweilig waren es so viele "Umsiedler", wie die Heimatvertriebenen zur DDR-Zeit beschönigend genannt wurden, dass es unter ihnen sogar einen internen Suchdienst zur Auffindung von Verwandten gab. Die vorhandenen Räumlichkeiten, wie die Kirche in der Stauffenbergstraße, in der etwa 160 Leute Platz finden, reichten jedenfalls nicht aus. Die Folge waren Gottesdienste auch in Gaststätten.

Heute hat die Gemeinde 1.037 Mitglieder. Fanden früher auch in Kitzscher Gottesdienste statt, so werden neben Borna mittlerweile nur noch in Frohburg und Deutzen Gottesdienste gehalten. Es gibt wesentliche Veränderungen in der Struktur des Bistums Dresden-Meißen. Borna gehört künftig wie Geithain - Bad Lausick zu einer Großpfarrei, in der Wechselburg das geistliche Zentrum und Limbach-Oberfrohna Pfarreisitz sind. In Borna wird es aber weiterhin einen Pfarrer geben.

Trotz der bevorstehenden Veränderungen will die Gemeinde im nächsten Jahr feiern. Den Auftakt gibt es am Heiligabend, wenn Joseph, der als Pflegevater von Jesus angesehen wird, im Zentrum des Krippenspiels steht. Der Zimmermann aus Nazareth ist schließlich der Namenspatron der Gemeinde. Um ihn geht es auch beim Patronatsfest am 18./19. März, an dem es unter der Überschrift "24 Stunden für den Herrn", neben einem Gottesdienst und einem Gemeindeabend mit dem früheren Gemeindereferenten Lutz Kinmayer, den ganzen Tag und in der Nacht Andachten geben soll. Weitere Höhepunkte des Jubiläumsjahres der Gemeinde sind ein ökumenischer Umweltgottesdienst in der Deutzener St.-Konrad-Kirche am 10. Juni, wie er bereits in diesem Jahr zu Pfingsten stattfand, und das Kirchweihfest am 12./13. Oktober. Dann wird auch der Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, in Borna erwartet.
Text: Nikos Natsidis, Leipziger Volkszeitung (22.12.2018)
Foto: Nikos Natsidis

Mit Joseph in die Öffentlichkeit
Den bevorstehenden 100. Kirchweihtag im Oktober nimmt die Bornaer St.-Joseph-Gemeinde zum Anlass, mit den Menschen der Stadt ins Gespräch zu kommen. Bereits am Heiligabend beginnt das Jubiläumsprogramm.

Borna (tdh). "Denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben" – diese im Buch Jeremia überlieferte Zusage hat sich die St.-Joseph-Gemeinde in Borna zum Leitwort für ihr Jubiläum erkoren. Worin besteht diese Hoffnung? Und welche Rolle spielen die Katholiken unter dem Patronat Joseph von Nazareths in der Arbeiterstadt Borna? Mit solchen Fragen will sich die Gemeinde in den kommenden Monaten nicht nur für sich beschäftigen. Das Jubiläum soll Anlass sein, "einen Blick nach innen und außen, zurück und voraus zu werfen; sich geistlich zu stärken" und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, heißt es im Ankündigungsschreiben eines Vorbereitungskreises, der die Gedenkfeierlichkeiten seit rund 2 Jahren vorbereitet.

Joseph im Krippenspiel und im Musical

Auftakt der Jubiläumsveranstaltungen, zu denen die gesamte Bevölkerung eingeladen ist, wird die Krippenandacht am Heiligabend sein. Die Pfarrjugend hat dazu ein Krippenspiel geschrieben, das den Pfarrpatron stärker ins Blickfeld rückt als dies sonst zu Weihnachten üblich ist. In seiner Predigt zum ökumenischen Neujahrsgottesdienst am 1. Januar 2019 um 17:00 Uhr wird der Bornaer Superintendent Jochen Kinder aus evangelischer Sicht über den Heiligen Joseph sprechen. Am 19. März, dem Patronatsfest, stellt Lutz Kinmayer aus Gera unter dem Motto "Kirche im Gespräch" seine Erkenntnisse über Joseph von Nazareth zur Diskussion, und auch in der diesjährigen Religiösen Kinderwoche wird es in Borna um den Pfarrpatron gehen. Gemeindereferent Thomas Gömbi hat dazu ein Joseph-Musical verfasst, das die RKW-Teilnehmer beim großen, offenen Familienfest am 21. September aufführen wollen. "Nicht ohne Grund erwählten die Gläubigen vor hundert Jahren den Heiligen Joseph als ihren Pfarrpatron", schreiben die Mitglieder des Kreises. Sein Vertrauen, sein Glaube und sein vom Handeln geprägtes Leben habe ihre eigene Hoffnung und ihr Gottvertrauen gestärkt und ihnen geholfen, die Herausforderungen der zurückliegenden 100 Jahre zu bestehen; darunter die Folgen von zwei Weltkriegen und Diktaturen, von Flucht, Vertreibung und Zuwanderung, vom Wandel der Agrarwirtschaft zu Kohleindustrie, von Umweltzerstörung und Strukturwandel, von Arbeitsplatzverlusten und Abwanderung.

Historischer Rundgang und Gottesdienste

Weitere Höhepunkte, bei denen die Bornaer Katholiken keinesfalls unter sich bleiben wollen, sind ein für Anfang April geplanter historischer Stadtrundgang auf den Spuren katholischen Lebens durch Borna, ein ökumenischer Umweltgottesdienst in Deutzen am 10. Juni und der Kirchweihfestgottesdienst mit Bischof Heinrich Timmerevers am 13. Oktober.
Text: Tag des Herrn (23.12.2018)
Foto: Philipp Ramm


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Fotos: Andreas Schulz
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