Historischer
Stadtrundgang in Borna
In knapp zwei Stunden mit buchstäblich
großen Schritten durch etwa 850 Jahre
Bornaer Stadt- und Kirchengeschichte. Eine
solche Zeitreise erlebten die 20
Teilnehmenden des historischen
Stadtrundgangs, die sich am
Samstagvormittag, dem 13. April 2019, auf
Spurensuche christlich - katholischen
Lebens in Borna begaben. Treffpunkt des
Rundgangs war die Kunigundenkirche, die
dabei das Hochmittelalter repräsentierte.
Gebaut um 1170 in der Zeit von Kaiser
Friedrich I. (bekannt als Barbarossa) als
romanische Backsteinkirche einer ersten
Bornaer Siedlung am heutigen Königsplatz.
Thomas Bergner vom Bornaer Museum und
Franz Waberzeck von der katholischen
Gemeinde ordneten die Epoche zeitlich ein,
berichteten von gesicherten Fakten zur
Stadtentwicklung, zum Kirchenbau mit den
gefundenen Wandmalereien und erzählten vom
Leben der damaligen Zeit. Da seit 1327 die
Menschen und deren Kirche von
Benediktinermönchen aus dem damaligen
Kloster Pegau betreut wurden, hatte sich
Waberzeck extra in ein passendes
Mönchsgewand gekleidet.
Zu Fuß ging es weiter in die
Stadtkirche St. Marien, deren Bau Anfang
des 15. Jahrhunderts begann, nachdem sich
ein neues städtisches Zentrum entwickelt
hatte. Sie und das vor ihrem
Eingangsportal stehende Lutherdenkmal
symbolisierten die Zeit der Reformation.
Bergner und Waberzeck erläuterten neben
historischer Fakten zum Kirchenbau und
deren Nutzung auch die Zuspitzung des
Konfliktes zwischen einer machtbewussten
Kirche in Zeiten der Renaissance
einerseits und diesem gegenüberstehenden
christlichen Werten andererseits. In einer
Zeit als sich der Papst auch als
weltlicher Fürst verstand, forderte ein
Augustinermönch aus Wittenberg ein
Umdenken in der Kirche (1517). In deren
Folge spaltete sich die christliche Kirche
in eine katholische und evangelische.
Interessanterweise waren die Christen in
Borna eine der ersten, die einen
evangelischen Prediger von Martin Luther
vermittelt bekamen (1519).
Auf dem Weg zur dritten und letzten
Station in der katholischen Kirche St.
Joseph machte der Rundgang einen Schlenker
durch die Bornaer Innenstadt, um einzelne
Orte der Wiederbelebung des katholischen
Gemeindelebens nach der Reformation
aufzusuchen. Dafür ausschlaggebend war
einerseits die Stationierung des königlich
sächsischen Karabiner-Regiments in der
Mitte des 19. Jahrhunderts. In ihm dienten
viele sächsische Adlige katholischen
Glaubens, die auch entsprechende Seelsorge
wünschten. Des Weiteren sorgten auch die
Entwicklungen in der Kohleindustrie für
einen Zuzug von Arbeitskräften aus
katholischen Gebieten, wie bspw. Polen,
Bayern und Schlesien. Im Juli 1890 fand
ein erster (noch ausschließlich
militärischer) Gottesdienst statt. 1902
folgten die ersten zivilen, betreut von
Geistlichen der Leipziger
Propsteigemeinde. Bevor es zum Kauf des
ehemaligen Offizierkasinos in der heutigen
Stauffenbergstraße nach dem Ende des
ersten Weltkriegs kam, trafen sich die
Bornaer Katholiken in den Sälen von
Gasthäusern. Während Bergner einen kurzen
Abriss aus dem Gemeindeleben der
vergangenen 100 Jahre gab, ließ er nicht
nur die Pfarrer aus der Pfarrchronik zu
Wort kommen, sondern zeigte dabei auch
kleine wiederentdeckte Schätze, wie bspw.
eine Postkarte mit einer Innenansicht des
Offizierkasinos von 1904 und einen Bauplan
für eine geplante St.-Joseph-Kirche von
1955.
|