Rückblick
...
Beten um gute Wege aus der Klima-Misere
Seit Juni 2019 ist Cäcilia Reiprich Geschäftsführerin des in Gründung befindlichen Vereins Ökokirche Deutzen. Sie möchte die Dorfkirche St. Konrad erhalten als Ort des Gebetes für die Schöpfung. Wichtig ist ihr, das ökologische Bewusstsein auf dem Land zu fördern.

Deutzen. Naturnah zu leben ist Cäcilia Reiprich (*1982) seit ihrer Kindheit wichtig. Ihr Interesse für einen bewussten Umgang mit natürlichen Ressourcen wird unter anderem an der Wahl ihres Studienfachs deutlich – Energietechnik. Ihren vier Kindern versucht sie ein Gespür für die Schönheit der Natur nahe zu bringen. Dank eines Bistums-Fördertopfs für pastorale Projekte ist sie nun für zwei Jahre als Geschäftsführerin des noch in Gründung befindlichen "Vereins Ökokirche Deutzen e.V. – Umwelt- und Begegnungszentrum Mittelsachsen" angestellt.

Cäcilia Reiprich ist mit ihrer Familie vor vier Jahren aus Leipzig in die Bornaer Pfarrei St. Joseph gezogen. Die 1956 geweihte Deutzener St.-Konrad-Kirche gehört zu dieser Pfarrei. Die junge Frau mag diese Kirche. Besonders spricht sie die Jesus-Darstellung auf der Rückwand des Altarraumes an: "Jesus schaut einen direkt an." Von dieser Kirche sollen künftig Impulse ausgehen für einen sorgsameren Umgang mit der Schöpfung, durch diverse Veranstaltungen, zuallererst aber durch das Gebet.

"Wir Menschen haben unser Klima kaputtgemacht, doch niemand hat die Lösung für all unsere Probleme. Wir sollten Gott um Vergebung bitten, aber auch um Eingebungen, die uns in die richtige Richtung weiterführen", meint Cäcilia Reiprich. Angelaufen ist bereits das ökumenische "Gebet für die Schöpfung", zu dem der Verein Ökokirche Deutzen jeden ersten Freitag im Monat um 18:00 Uhr einlädt. Am 6. September schlossen sich anlässlich des Ökumenischen Tages der Schöpfung an die Gebetszeit Angebote im Kirchgarten rund um das Thema "Kräuter" an sowie ein Konzert mit der Band "Weltkind". Am Tag darauf waren die Teilnehmer des Deutzener Festivals "Nocturnal Culture Night" – der "kleinen Schwester" des Leipziger Wave-Gotik-Treffens – in die Ökokirche eingeladen. Sich mit unterschiedlichsten Akteuren der Region zusammenzutun, die offen sind für ökologisches Denken, ist den Vereinsmitgliedern wichtig – ganz vorne steht dabei die ökumenische Zusammenarbeit. "Ökologie und Ökumene gehört zusammen", sagt Dietrich Oettler, der katholische Pfarrer in Borna. Die nächste Gelegenheit, bei der dies spürbar sein soll, wird das Landeserntedankfest vom 4. bis 6. Oktober in Borna sein.

Gerade im ländlichen Raum fehlt es oft noch an Umweltbewusstsein, am Bewusstsein dafür, selbst Teil eines größeren Ganzen zu sein, wird Cäcilia Reiprich zunehmend deutlich, seit sie nicht mehr in der Großstadt wohnt. Sie trifft hier häufig auf Grundstücksbesitzer, die gar nicht darüber nachdenken, ob sie die unerwünschten Pflanzen auf den Gehwegen unbedingt mit Unkrautvernichtungsmitteln wegspritzen müssen, oder auf Eltern, die ganz selbstverständlich die 600 Meter bis zur Schule ihrer Kinder mit dem Auto fahren. Sie möchte nicht diejenige sein, die nun bei jeder Gelegenheit den moralischen Zeigefinger hebt. "Wir werden Suchende bleiben. Falsche Wege in Kauf zu nehmen ist besser als auf der Stelle stehen zu bleiben", denkt sie. Vielfach gelte es abzuwägen, zum Beispiel zwischen der aus Bayern importierten Biomilch oder der konventionell erzeugten Milch aus der Region. Ihre Hoffnung ist, dass Menschen selbst auf die Idee kommen: An diesem oder jenem Punkt könnte ich in meinem Alltag etwas verändern...

Der großzügige naturnahe Garten rund um die Ökokirche bietet Gelegenheit, Gottes Schöpfung in ihrer Schönheit zu erleben. Gerade Kinder können hier ein Gespür für die Natur entwickeln. Jugendliche haben im Kirchgarten vor kurzem bereits ein Insektenhotel gebaut, zwei Apfelbäume gepflanzt und eine Blühwiese angelegt.

Der Verein Ökokirche Deutzen sucht Mitstreiter. Interessenten können sich per eMail melden: oekokirche@kath-kirche-borna.de
Text: Dorothee Wanzek, Tag des Herrn (15.09.2019)
Foto: Dorothee Wanzek


[Zum Vergrößern auf das Bild klicken.]
Fotos: Daniela Meiling
[zurück]