Edith Stein wird
Namensgeberin für die Groß-Pfarrei
zwischen Borna und Mittweida
Umstrukturierung im Bistum Dresden-Meißen:
Drei Seelsorger für 3.500
Gemeindemitglieder
Borna.
Unter dem Namen Edith Stein (1881 bis
1942) bilden die katholischen Gemeinden
Borna, Geithain - Bad Lausick sowie
Mittweida, Limbach-Oberfrohna und
Wechselburg mit der Heilig-Kreuz-Basilika
eine neue Pfarrei.
Damit findet
die Umstrukturierung im Bistum
Dresden-Meißen auch zwischen Leipzig und
Chemnitz ihren Abschluss. Der Name der
neuen Pfarrei ist dabei in gewisser Weise
Programm, sagt Pfarrer Dietrich Oettler.
Und er verweist damit auf die
Biografie der Frauenrechtlerin und
Philosophin, die im KZ Auschwitz umkam.
"Sie hatte starke Zweifel", erläutert
Oettler, der künftig Leiter der
Groß-Pfarrei ist. Zweifel am Glauben, die
ihr nach ihren Erfahrungen als
Krankenschwester in Lazaretts im Ersten
Weltkrieg kamen.
Dabei war sie als streng gläubige
Jüdin aufgewachsen. Als junges Mädchen
wandte sie sich dann ganz bewusst vom
Glauben ab. Die spätere Ordensschwester
mit ihren Zweifeln aber passe sehr gut als
Namensgeberin für eine Gemeinde in einer
Gegend, in der die Mehrzahl der Menschen
religionsfern ist oder zumindest einer
anderen Konfession angehört. Edith Stein
als Namensgeberin für die neue Einheit ist
aber auch ein Zeichen – für eine stärkere
Rolle der Frau in der katholischen Kirche.
Oettler: "Wir wollen uns diesen Themen
stärker widmen." Zudem sei die
Sensibilität für Israel und jüdische
Belange spätestens seit einer Reise ins
Heilige Land gestiegen, zu der drei
Gemeinden der künftigen Groß-Pfarrei vor
einigen Jahren aufgebrochen waren.
Die Entscheidung für Edith Stein als
Namensgeberin für die neue Pfarrei ist das
Ergebnis eines langen Diskussionsprozesses
innerhalb einer Steuerungsgruppe, die den
Zusammenschluss der bisher selbstständigen
Gemeinden mit künftig 3.700
Gemeindemitgliedern vorbereitet hat.
Zugleich ist sie ein Beispiel für die
festen Hierarchien in der katholischen
Gemeinde. Zwar wird die konvertierte Jüdin
Edith Stein Namensgeberin, allerdings
unter ihrem lateinischen Ordensnamen
Teresia Benedicta vom Kreuz. Das, sagt
Pfarrer Oettler, war der ausdrückliche
Wunsch des Dresdner Landesbischofs
Heinrich Timmerevers.
Der war
erst vor einigen Monaten zu Gast in der
Bornaer Stauffenbergstraße, als dort
das Jubiläum
100 Jahre
katholische Kirche St. Joseph Borna
gefeiert wurde und
bei der auch
die Dresdner Kapellknaben zu Gast
waren. Was die Frage aufwirft, was aus
Joseph, dem Namenspatron der Bornaer
Gemeinde, wird? "Er bleibt", sagt Pfarrer
Oettler, "als Patron der Katholiken in
Borna." So wie auch St. Benno in Geithain
und die anderen Namenspatronen in den
bisher selbstständigen Gemeinden. In der
neuen Groß-Pfarrei gibt es künftig drei
Pfarrer. Unterstützt werden sie von
Gemeindereferenten, die sich 1,5 Stellen
teilen.