Rückblick
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"Die Leute brauchen dringend unsere Hilfe"
Spendenaktion der Katholiken für ukrainische Karpatenregion bis zum Sonnabend

Borna. Auch dieses Jahr veranstalteten das katholische Pfarramt in Borna, die umliegenden Gemeinden und der Verein Humanitas St. Martin eine Paket-Spendenaktion zu Weihnachten. Die Päckchen sollen Bedürftigen in der ukrainischen Karpaten-Region zugute kommen.

"Die Leute dort benötigen dringend unsere Hilfe", erklärt der Pfarrer der katholischen Gemeinde in Borna, Michael Teubner. "Denn der Staat ist noch hinter Russland auf den Stand eines Entwicklungslandes zurückgefallen."

Dabei spielt es für Teubner absolut keine Rolle, ob die Empfänger kirchlich sind oder nicht. "Das ist doch absolut unwichtig. Hauptsache, den Bedürftigen und Kindern, die unter der schlechten wirtschaftlichen Lage besonders zu leiden haben, wird geholfen", so der Pfarrer weiter.

Äußerst wichtig sei aber, dass die Pakete richtig gepackt sind, damit der Transport reibungslos verläuft. Deshalb sollten nur haltbare Lebensmittel, Wurst- und Fleischprodukte in Konservenform, kleine Spielzeuge, Schokolade oder andere haltbare Süßigkeiten und Kosmetikartikel abgepackt werden.

"Die Päckchen sollten auch gut verschnürt werden, damit beim Transport nichts aufgeht oder rausfällt", erklärt der 46-jährige. Außerdem solle die Größe für eine Familie geeignet sein. "Leider wird der Transport jedes Jahr schwieriger", berichtet der Bornaer Katholik unserer Zeitung. "Die Hürden der Behörden werden immer größer und komplizierter."

Auf Grund der hohen Transportkosten bittet Pfarrer Teubner die Bürger um eine Unterstützung von fünf Mark. "Natürlich können auch die Menschen, die keine Pakete abgeben, uns mit einer kleinen Spende helfen."

Sowohl Päckchen, als auch Briefumschläge mit einer Geldspende, können bis zu diesem Sonnabend (9. Dezember 2000) im Pfarramt in der Stauffenbergstraße oder nach den Gottesdiensten abgegeben werden.

Die Pakete sollen nämlich bis zum 6. Januar, dem orthodoxen Weihnachtsfest, in der Ukraine sein. "Unsere Aktion ist zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber die Leute dort sollen spüren, dass sie nicht mit ihren Problemen allein sind", so Teubner.
Text: Daniel Angermüller, Leipziger Volkszeitung (05.12.2000)
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Ukrainischer Zoll hält Weihnachtspakete aus Borna fest
1.800 Sendungen fast am Ziel / Katholischer Verein Humanitas St. Martin will Bewohnern der Karpatendörfer Mähdrescher stiften

Borna. Noch immer ist unklar, wann die Weihnachtspakete aus Borna, Altenburg und anderen Orten in Deutschland ihre Empfänger in der südlichen Ukraine erreichen. Pfarrer Michael Teubner von der katholischen Gemeinde Borna erklärte gestern (Mittwoch, 3. Januar 2001) die Sendungen des Vereins Humanitas St. Martin müssten erst vom Zoll befreit werden. Auf eine entsprechende Nachricht warte er jeden Tag.

Mitte Dezember waren die Kartons, unter denen sich viele Pakete für ganze Familien befinden, von Altenburg aus in die Ukraine transportiert worden. Federführend dabei ist das Altenburger Ehepaar Toni und Marianne Tannenberg, das sich seit Jahren um praktische Hilfe für katholische Gemeinden mit deutschstämmiger Bevölkerung in den Karpaten bemüht. Die Idee dazu war Mitte der 90er Jahre aufgekommen, als der Landstrich nach einer Hochwasserkatastrophe zerstört war.

Unter den Weihnachtspaketen, die pünktlich zum orthodoxen Weihnachtsfest am 6. Januar ankommen sollen, sind auch 62 Sendungen aus Borna, wo der Verein Humanitas St. Martin knapp zehn Mitglieder hat. Außerdem stammen die Päckchen aus insgesamt 28 Orten in Sachsen, Thüringen und Bayern.

Insgesamt sind bereits 1.800 Pakete in der Ukraine, wo derzeit Verhandlungen laufen, die Hilfslieferungen ohne Zollzahlungen an die bedürftigen Familien in den Gebirgsdörfern weiterleiten zu können. Denn dafür, so Pfarrer Teubner weiter gegenüber der LVZ, steht kein Geld zur Verfügung. Der Verein will seine begrenzten finanziellen Mittel lieber in weitere konkrete Hilfsprojekte stecken, zu denen etwa die Lieferung eines gebrauchten Mähdreschers aus dem Jahre 1990 gehört, der noch gut erhalten ist. Teubner hat deshalb beim sächsischen Landwirtschaftsministerium Fördermittel beantragt.

Nicht zum ersten Mal. Bereits vor zwei Jahren war es dem engagierten Verein mit Unterstützung der Dresdner Ministerialen gelungen, den Bedürftigen in der Ukraine einen Sattelschlepper zu stiften, eben jenes Fahrzeug, mit dem jetzt die Pakete nach Osteuropa transportiert wurden, womit sich der Kreis auf wunderbare Weise schließt. Auf das Auto wartet schon die nächste Fracht. Wenn das Zollproblem in der Ukraine endlich gelöst ist, kann sich das Fahrzeug erneut in Bewegung setzen - um weitere 600 Pakete von Altenburg aus in die Karpaten zu schaffen.
Text: Nikos Natsidis, Leipziger Volkszeitung (04.01.2001)
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Zweiten Laster zurückgeschickt
Transporter mit Hilfssendungen musste an der ukrainischen Grenze umkehren

Borna. Dass Freud und Leid eng beieinander liegen, mussten jetzt auch die Spender der Weihnachtspakete für deutschstämmige Gemeinden in der Ukraine erfahren. Dort konnten am Wochenende pünktlich zum orthodoxen Weihnachtsfest 1.800 Geschenksendungen verteilt werden, die im Dezember zum Teil auch von Bornaern zusammengetragen worden waren (die LVZ berichtete). Ein zweiter Laster indes musste nach langer Wartezeit an der Grenze wieder umkehren.

Pfarrer Michael Teubner, der die Hilfsaktion im katholischen Verein Humanitas St. Martin koordiniert, sagte, der zweite Laster sei an der Grenze nicht durchgekommen. Im Zuge der BSE-Krise hätten sich die ukrainischen Zollbeamten geweigert, alle auch nur annähernd verdächtigen Waren wie Streichkäse und Fischdosen passieren zu lassen. Es sei deshalb nichts anderes möglich gewesen, als zurück nach Altenburg zu fahren, wo das Fahrzeug gestartet war. Dort, so Teubner weiter, würden die 600 Pakete jetzt in mühevoller Kleinarbeit auf eventuell verdächtige Waren untersucht, um sie dann in einem neuerlichen Anlauf in die Ukraine zu bringen.

Die Ankunft des ersten Transporters, der zunächst auch lange an der Grenze warten musste, löste in den katholischen Zielgemeinden in der Ukraine große Freude aus. Dabei, so der Pfarrer weiter, habe es sogar Freudentränen gegeben.
Text: Nikos Natsidis, Leipziger Volkszeitung (10.01.2001)
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Ein Traktor und 30.000 Mark für die Ukraine
Der Verein Humanitas St. Martin war wieder unterwegs - Hilfsaktion ging diesmal ins Dorf Schönborn in den Südkarpaten

Borna/Altenburg. "Leute, die diese Reise mitgemacht haben, sagen entweder: Nie wieder! Oder sie überlegen gleich nach der Rückkehr, wie sie weiter helfen können", meint Michael Teubner, katholischer Pfarrer in Borna. Wieder waren er und die Getreuen des Altenburger Vereins Humanitas St. Martin in der Ukraine. Diesmal übergaben sie einen Traktor für 30.000 Mark und verschenkten weitere 30.000 Mark vor allem an kinderreiche Familien. Die 17 Helfer aus Borna, Altenburg, Leipzig und Delitzsch kamen nach der einwöchigen Reise erschüttert zurück, aber auch mit dem Bewusstsein, ein kleines Hoffnungszeichen gesetzt zu haben.

Der Anlass war ein froher. Die Gemeinde Schönborn in den Südkarpaten hatte zum Kirchweihfest und zum "Festival der deutschen Volksgruppen in Transkarpatien" eingeladen. Schönborn ist mit knapp 300 Jahren Historie eine der ältesten Ansiedlungen der deutschen Volksgruppen. Das bunte Festival konnte Sorgen und Armut der Region aber nicht übertünchen.

So sah Michael Teubner einmal, wie eine Frau heulend aus einem Haus gerannt kam. Sie klagte, dass ihr Mann gestorben ist und sie kein Geld für die Beerdigung hat. Der Pfarrer half sofort mit einem Geldschein. 30.000 Mark, gesammelt von mehr als 15 katholischen Gemeinden, hatte der Verein diesmal zur Verfügung. Das Geld sei an Bedürftige verteilt worden, unabhängig von Religion und Volkszugehörigkeit.

"Die Ukraine ist in einem erbarmungswürdigen Zustand, die Armut überall greifbar", sagt der Pfarrer, "Und es wird schlimmer. Das macht hilflos und ein Stück depressiv." Vor allem alte Leute und kinderreiche Familien treffe es hart. Immer mehr junge Deutschstämmige würden ihre Schecke packen und fortziehen. Erschütternd sei der krasse Unterschied zwischen Arm und Reich. es gebe ganz wenige, die mit der S-Klasse von Mercedes rumfahren. "Viele haben, wenn überhaupt, einen Moskwitsch mit riesigen Rostlöchern, wo man die Hände durchstecken kann."

Seit 1993 unterstützt der Humanitas-Verein katholische Gemeinden mit deutschstämmiger Bevölkerung in den Karpaten, zum Beispiel durch die jährliche Weihnachtspäckchen-Aktion. Federführend dabei ist das Altenburger Ehepaar Toni und Marianne Tannenberg. Die Idee zur praktischen Hilfe wurde geboren, als der Landstrich nach einer Hochwasserkatastrophe zerstört war.

Inzwischen haben Familien von hier Patenschaften für Ukrainer übernommen. "Sie stellen regelmäßig einen Geldbetrag zur Verfügung, damit eine andere Familie dort besser leben kann", sagt Pfarrer Teubner. Eine Familie in den Karpaten konnte sich so zum Beispiel eine Kuh leisten, "was dort sehr viel wert ist".

Riesig war die Freude im Dorf, als Anfang Oktober der Traktor ankam. Die Landesanstalt für Landwirtschaft des Freistaates Sachsen hatte in den vergangenen drei Jahren Schönborn schon einen Lkw und einen Mähdrescher geschenkt. Nun kam noch ein Traktor für 30.000 Mark dazu. Wieder kümmerte sich Pfarrer Teubner um den Kauf der Maschine vor Ort. Der Traktor gehört dem landwirtschaftlichen Betrieb "St. Rafael", eine Art Musterfirma in der Ukraine. Dieser Betrieb nutze den Traktor aber nicht allein, sondern verborge ihn an andere Bauern.

Denn Traktoren sind knapp. "Laut einer Untersuchung fehlen 250.000 dieser Maschinen im Land", weiß Teubner. Ein einziger Traktor wirke da zwar wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber: "Wir sehen es als Hoffnungszeichen."

Einen Westeuropäer würden die Eindrücke solch einer Hilfsreise nicht so schnell loslassen. Es sei aber auch ein "heilsamer Schock" zu sehen, unter welch einfachen Bedingungen Leute leben. Dann kämen Gedanken wie: "Wir klopfen hundert Mark am Wochenende schnell mal auf den Kopf. Dort würden sie Menschen beim Überleben helfen."

Kontakt: Verein Humanitas St. Martin, Kanalstraße 4, 04600 Altenburg, Telefon: (03447) 50 92 92
Text: Claudia Carell, Leipziger Volkszeitung (17.10.2001)
Fotos: privat

Humanitas St. Martin in der Ukraine

Schönborn/Borna. Zu einem Gemeindefest der katholischen Christen im ukrainischen Schönborn machten sich Mitglieder des Vereins Humanitas St. Martin mit Sitz in Altenburg auf. Mit dabei die Vereinsvorsitzende Marianne Tannenberg und Pfarrer Michael Teubner aus Borna. Ziel war es unter anderem, die Patenfamilien in der Ukraine zu besuchen, es sind vor allem kinderreiche Familien. Zudem galt es, sich über zukünftige Hilfsmöglichkeiten auszutauschen.

Konkret wurde beim jüngsten Besuch ein Traktor übergeben. Dieser stammt aus ukrainischer Produktion, so konnten Transportkosten und Zoll gespart werden. Humanitas St. Martin macht sich seit langem dafür stark, beim Aufbau eines modernen landwirtschaftlichen Betriebes in Schönborn zu helfen. Der Betrieb wird in der Öffentlichkeit der Ukraine als Musterbetrieb wahrgenommen.

Unterstützung erhält Humanitas St. Martin in seinem Bemühen von der Landesanstalt für Landwirtschaft des Freistaates Sachsen. In den vergangenen drei Jahren hat diese den landwirtschaftlichen Betrieb in Schönborn mit zirka 170.000 Mark gefördert. Diese großzügige Unterstützung des Freistaates Sachsen wird von den Menschen in der Ukraine mit Hochachtung und Dankbarkeit gewürdigt. Im Bild ukrainische Kinder bei ihrem Programm zum Gemeindefest.
Text: Tag des Herrn (21.10.2001)
Foto: privat

Zoll in der Ukraine verlangt Geld für Festpäckchen
Humanitas-Verein startet deshalb andere Aktion

Borna/Altenburg. Der Verein Humanitas St. Martin startet wieder eine Weihnachtsaktion für Bedürftige in der Ukraine. Leider können diesmal keine Pakete gesammelt werden, bedauert der Bornaer Pfarrer Michael Teubner. Gesucht werden nun Geldspenden.

"Natürlich ist ein Päckchen viel persönlicher. Das packt man schön ein, da liegt ein Stück Seele drin", meint der Pfarrer. Aber die Zollbestimmungen würden es einfach nicht mehr zulassen. "Die Leute in der Ukraine müssten für unsere Pakete Geld bezahlen. Das können sie sich gar nicht leisten." Zu mehreren Festen fuhren Vereinsmitglieder schon in die Ukraine und übergaben Weihnachtspäckchen an Bedürftige. Das lief nicht immer reibungslos ab. "Manchmal hat sich der Zoll selbst bedient. Da kocht innerlich die Wut", erinnert sich der Pfarrer, der auch mit auf Reisen war. Illegal könne man die Pakete aber nicht einschleusen. Deshalb hat sich der Verein etwas anderes einfallen lassen.

Gesucht werden nun Geldspenden. Wer dabei mitmachen möchte, sollte bitte folgendes in einen Briefumschlag legen: die Geldspende; eine Karte oder ein Foto mit einem Gruß und dem Absender; einen zweiten Umschlag mit der eigenen Adresse (darin wird die Unterschrift des Empfängers zurückgeschickt); und wenn möglich noch fünf Mark für Porto- und Fahrtkosten. Die Reise umfasst 2.400 Kilometer. Wer eine Spendenbescheinigung wünscht, kann sie ebenfalls in den Umschlag stecken.

Für das Geld-Geschenk stehen bei Pfarrer Teubner schon 500 DIN-A-4-Umschläge bereit, in denen auf farbigen Zetteln das Weihnachtsevangelium in Deutsch und Russisch gedruckt ist. In der Ukraine ist das Weihnachtsfest erst im Januar. "Anfang des Jahres wird Familie Tannenberg aus Altenburg mit den Briefumschlägen hinfahren", sagt der katholische Priester. "Wir garantieren, dass das Geld bei bedürftigen Leuten ankommt - ohne Ansehen von Religionszugehörigkeit."

An der Weihnachtsaktion beteiligen sich 15 katholische Gemeinden aus Sachsen und Thüringen. Die Geldspenden sollen bitte bis zum 16. Dezember nach den Gottesdiensten oder im Pfarrhaus abgegeben werden. "Wir müssen das Geld noch in Euro umtauschen", erklärt der Pfarrer. Der Einkauf mit D-Mark oder bald mit der Euro-Währung sei in der Ukraine kein Problem und selbst in kleineren Läden möglich.

Seit 1993 unterstützt der Humanitas-Verein katholische Gemeinden mit deutschstämmiger Bevölkerung in den Karpaten. Federführend dabei ist das Altenburger Ehepaar Toni und Marianne Tannenberg. Die Idee zur praktischen Hilfe wurde geboren, als der Landstrich nach einer Hochwasserkatastrophe zerstört war.
Text: Claudia Carell, Leipziger Volkszeitung (10.12.2001)
Foto:
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