Mehr Kirchenbesucher als
in Westdeutschland
Sonntags ist das katholische Gotteshaus immer
voll / Jubiläum in St. Joseph - Gemeinde

Borna.
"Unsere Sonntagsgottesdienste sind besser besucht
als in manchen katholischen Kirchen im Westen",
sagt Pfarrer Waldemar Styra. In der Bergbauregion
südlich von Leipzig sei das nicht immer so gewesen.
In diesem Jahr ist das Seelsorgeamt in der
Stauffenbergstraße 90 Jahre alt geworden. Im
kommenden Jahr feiert die katholische Gemeinde
noch einmal, dann das 90. Kirchweihjubiläum.
Das Pfarramt St. Joseph in Borna ist das
Zentrum der katholischen Gemeinde, zu der auch
die Außenstellen Kitzscher, Regis-Breitingen,
Frohburg und Deutzen gehören. Letztere trägt
den Namen St. Konrad und feierte erst vor zwei
Jahren ihren 50. Weihetag. Insgesamt zählt die
Bornaer Gemeinde 600 Mitglieder, was in etwa 2,8
Prozent der hiesigen Einwohnerzahl ausmacht.
Die Besucherzahlen zu den Gottesdiensten in
den Außenkirchen halten sich durchaus in Grenzen,
wie Pfarrer Styra erklärt. Ganz anders in der
Kreisstadt. Dort sei das Haus fast immer voll.
"Das ist mehr als bei vielen Kollegen in den
alten Bundesländern", weiß Styra.
Der gebürtige Pole kennt die Vergangenheit
der DDR nur allzugut. "Der Kirche in
Ostdeutschland wurde es damals sehr schwer
gemacht", meint der Pfarrer, der im September
2002 in Borna in der Stauffenbergstraße sein Amt
übernahm. Die heutigen stabilen Besucherzahlen
zu seinen Gottesdiensten zeigen ihm, dass die
DDR-Zeit die Leute nur noch stärker gemacht hat.
"Sagen wir mal, es war für die Menschen eine
Prüfung", meint er.
Indes hat sich auch die Zusammenarbeit mit
der evangelisch - lutherischen Kirche und der
freien evangelischen Gemeinde in der Kreisstadt
weiter entwickelt. Zeichen dafür sind Projekte
wie "neu anfangen" oder die Mitarbeit in dem
kirchlichen Café OffenKundig, das im vergangenen
Jahr von der evangelischen Gemeinde in der
Roßmarktschen Straße eröffnet wurde.
Auch beim 50. Kirchjubiläum in Deutzen vor
zwei Jahren wurde das deutlich. Höhepunkt damals
war das Hochamt mit Bischof Joachim Reinelt. Die
dreitägige Feier endete mit einem ökumenischen
Gottesdienst, zu dem auch der Pfarrer Wolfgang
Scherling von der evangelischen Gemeinde
Regis-Breitingen eingeladen war.
Damals schon hatte Pfarrchronist Erwin
Rümenapp eine Chronik verfasst. Bereits heute
arbeitet der Deutzener an einer Festschrift für
das 90. Kirchweihjubiläum von Borna im kommenden
Jahr. Hier in der Kreisstadt fand seinen Worten
nach der erste katholische Gottesdienst bereits
im Juli 1890 statt, allerdings nur für
Militärangehörige. Erst seit 1902 wurden zivile
Gottesdienste durchgeführt. Damals kam der
Priester immer aus der Leipziger St. Trinitatis
- Gemeinde, zu welcher die Bornaer Katholiken
zu jener Zeit gehörten.
In den Folgejahren stieg die Zahl der
Katholiken in Borna auf über 400 und mit den
umliegenden Orten auf mehr als 2.200 an. Deshalb
wandte sich das Apostolische Vikariat Meißen –
das Bistum Meißen wurde erst 1921 wiedererrichtet
– im Mai 1918 mit der dringenden Bitte an das
sächsische Kultusministerium, ein ständiges
Seelsorgeamt in Borna zu errichten.
Die Zustimmung für eine vierte
Kaplanstelle im Pfarramt St. Trinitatis zu
Leipzig kam im drauf folgenden August.
Daraufhin wurde Pfarrer Maximilian Lange
zum ersten katholischen Seelsorger in
Borna berufen. Laut dem Chronisten Rümenapp war es das erste Seelsorgeamt
zwischen Leipzig und Chemnitz. Ein Jahr
später konnte die St. Joseph - Kirche mit
Pfarrhaus im ehemaligen Offizierskasino in
der Kasernenstraße eingeweiht werden.