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Foto: Philipp Ramm (2011) |
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In Borna, an der Lobstädter
Straße, erinnert ein Gedenkstein aus rotem Porphyr innerhalb
einer gepflegten Anlage daran, dass einige Wochen nach dem
Ende des Zweiten Weltkriegs an dieser Stelle 98 umgekommene
jüdische Häftlinge des KZ-Außenlagers Flößberg beigesetzt
wurden.
Die Männer mussten in einem Werk der HASAG arbeiten. Sie
waren zunächst in einem Waldstück bei Flößberg, an einer der
Stellen des ehemaligen Buchenwalder Außenlagers, begraben
und später in diesem Ehrenhain in Borna umgebettet worden.
Der Gedenkstein steht vor einer gestalteten Mauer auf
einem Stufenpodest und wird mit einem im Stein
ausgearbeiteten Winkel abgeschlossen. Auf seiner Vorderseite
ist zu lesen:
Hier
ruhen 98 Opfer
des KZ Lagers Flössberg
Den Toten zur Ehre
Den Lebenden zur Mahnung |
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Der Gedenkort "Familie Rose" |
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Fotos: Philipp Ramm (2011) |
Der Gedenkort "Familie Singer" |
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Fotos: Philipp Ramm (2011) |
Der Gedenkort "Familie Motulsky" |
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Fotos: Philipp Ramm (2011) |
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Seit
Anfang des 20. Jahrhunderts siedelten jüdische
Bürger, vorwiegend aus Galizien, in Borna und
eröffneten hier ihre Geschäfte. Zu ihnen
zählten die Gebrüder Abraham und Calet "Karl"
Rose, die mit ihrer Familie das Kaufhaus
"Britania" in der Roßmarktschen Straße 32
übernahmen. Weiter gehörten die Familie
Motulsky mit ihrem Bekleidungsgeschäft in der
Kirchstraße 2 und die Familie Singer,
die ein kleines Wäschegeschäft im Eckgebäude
Roßmarktsche Straße / An der Mauer hatte,
dazu. Die genannten Familien besaßen die
sächsische Staatsbürgerschaft und waren voll
in das städtische Leben integriert. Sie waren
beliebte und angesehene Händler. Die Bornaer
Juden selbst gehörten der israelitischen
Gemeinde von Leipzig an, so das dort auch die
religiösen Handlungen vorgenommen und sie
dort auch beerdigt wurden.
War der Judenhass in großen Teilen des
Deutschen Reiches schon seit 1933 an der
Tagesordnung, konnte man das von Borna nicht
behaupten. Die jüdischen Familien gingen
ungehindert ihrer kaufmännischen Tätigkeit
nach und man feierte noch ungestört im Juni
1938 zusammen das Bornaer Heimatfest. Damit
war mit den Novemberereignissen des Jahres
1938 Schluss. Obwohl es am 9. November zu
einer Kundgebung wegen des "feigen jüdischen
Mordes" an dem deutschen Diplomaten Ernst vom
Rath in Paris auf dem Markt kam, blieb es
ansonsten ruhig. Erst als die Nachrichten aus
dem ganzen Reich am 10. November eintrafen
und mit großer Sicherheit auch auswärtige
Randalierer nach Borna kamen, gab es
Ausschreitungen vor den jüdischen Geschäften.
Das Tageblatt Borna vom 11. November 1938
berichtete dazu:
"Spontane Kundgebungen gegen die Juden in
Borna. In den späten Nachmittagsstunden kam
es zu spontan judenfeindlichen Kundgebungen
vor den Geschäften Paul Motulsky, Abraham
Rose und Siegmund Singer. Bei Motulsky wurden
sämtliche Schaufensterscheiben eingeschlagen.
Im Geschäftshaus Rose brannten Schaufenster
und Lagerräume aus. Der Brand wurde von
unserer Feuerlöschpolizei in kurzer Zeit
niedergekämpft. Der Kreisleiter ordnete
sofort an, mit allen zu Gebote stehenden
Mitteln ein weiteres Umsichgreifen der
Aktionen zu verhindern. Unsere SA versah
Ordnungsdienst in vorbildlicher Weise. Bald
nach 8 Uhr herrschte in Borna wieder Ruhe und
Ordnung."
Welcher Zynismus: "Unsere SA versah
(ihren) Ordnungsdienst in vorbildlicher
Weise." Es gibt Zeugenberichte, wonach
SA-Leute in den Geschäften wüteten, die
Einrichtungen zerstörten und mit großer
Sicherheit auch das Feuer legten.
Noch in der Nacht vom 10. zum 11.
November 1938 wurden Bürger jüdischen
Glaubens festgenommen und im Reichstor
inhaftiert. Darunter auch Siegfried (später:
Frederick) Rose aus Leipzig, der seinen Onkel
in Borna besuchte. Ab diesem Tag gab es kein
jüdisches Leben mehr in Borna. Sofern die
jüdischen Familien nicht gleich deportiert
wurden, zogen sie nach Leipzig, wo sie
dennoch das gleiche Schicksal erwartete. Der
Großteil der Familien Motulsky und Rose
überlebten den Holocaust nicht. Über das
Schicksal der Familie Singer ist nichts
bekannt.
65 Jahre nach diesen Novemberereignissen
wurde am 9. November 2003, in Erinnerung an
die Opfer der Reichspogromnacht, eine
Gedenktafel am ehemaligen Kaufhaus der
Familie Rose in der Roßmarktschen Straße 32
in Borna enthüllt. Einige Zeit später folgten
zwei weitere Gedenktafeln am ehemaligen
Kaufhaus der Familie Motulsky in der
Kirchstraße 2 und am ehemaligen Geschäftshaus
der Familie Singer an der Ecke Roßmarktsche
Straße / An der Mauer. Darüber hinaus wurden
dem Gedenkort am 20. August 2009, für die in
der NS-Zeit ums Leben gekommenen Mitglieder
der Familie Rose, sechs STOLPERSTEINE
hinzugefügt und in den Gehweg eingelassen.
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