Gedenkweg soll an KZ-Gewalt erinnern
Flößberger Verein nimmt nach Corona Arbeit wieder auf

Frohburg/Flößberg. Mit einem Lehrpfad will der Geschichtswerkstatt Flößberg e.V. an das KZ-Außenlager Flößberg erinnern. "Er soll den Ort der Verbrechen, die im Großen Fürstenholz geschahen, entlang vorhandener Spuren erfahrbar machen", sagt Katrin Henzel, 2. Vorsitzende und Sprecherin des Vereins, der sich seit vielen Jahren gegen das Vergessen engagiert. Hunderte jüdischer Häftlinge, vor allem des Konzentrationslagers Buchenwald, mussten hier in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges unter unmenschlichen Bedingungen Rüstungsgüter produzieren. An die mehreren Hundert, die dabei ihr Leben verloren, erinnert ein Häftlingsfriedhof im Wald.

Als 16-jähriger in Flößberg

"Mit Manny Drukier starb 2022 der vielleicht letzte Überlebende des KZ-Außenlagers Flößberg. Mit dem Verstummen des Zeitzeugen braucht es neue Wege des Erinnerns an den Holocaust", so Henzel. Drukier, ein Pole, war als 16-jähriger in das Lager verschleppt worden. Sein Vater starb. Er selbst überlebte die Torturen, wanderte nach Kanada aus. Im hohen Alter kam er 2017 wieder nach Flößberg, traf sich mit Heranwachsenden, um über seine Leidenszeit zu sprechen. Der geplante Weg soll den Ort des Verbrechens erfahrbar machen. "Spuren gibt es auf dem ehemaligen Lagergelände. Sie liegen abseits befestigter Waldwege", sagt Henzel. Sichtbar seien etwa Erdwälle, die von Häftlingen unter schwierigsten Bedingungen errichtet wurden. Sie umgaben Baracken, in denen Panzerfäuste montiert werden sollten. Über geschotterte Gleisbetten führte einst ein lagerinternes Schienennetz. Reste von Fundamenten liegen oft verdeckt unter der Grasnarbe.

Punkte des Lagers verbinden

"Unser Verein verfolgt seit Längerem das Ziel, die zentralen Punkte des ehemaligen Lagers zu verbinden. Mit Hilfe eines Geschichtslehrpfades soll das ehemalige Lager für interessierte Besucherinnen und Besucher besser erfahrbar gemacht werden", sagt die Sprecherin. Man freue sich, dass die Frohburger SPD-Bundestagsabgeordnete Franziska Maschek das Vorhaben unterstütze. Gemeinsam mit dem Förderverein Gedenkstätte Flößberg e.V. legte der Verein einige Abschnitte des geplanten Pfades frei, ehe Corona die Arbeiten zum Erliegen brachte. 2023 soll ein erneuter Anlauf dafür genommen werden. Dazu braucht es viele freiwillige Hände, aber auch politische Unterstützung. Das entspräche dem Wunsch von Manny Drukier. Er hatte auf die Frage, was er sich für die Zukunft wünschte, Schülern gesagt: Erinnert an uns.
Text: Ekkehard Schulreich, Leipziger Volkszeitung (25.01.2023)
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