KZ-Außenlager:
Zeitzeugnisse und Fotos für Buch gesucht
Im Wald
bei Flößberg gab es 1944/45 ein
Konzentrationslager. Dort wurden
Panzerfäuste hergestellt. Der Verein
Geschichtswerkstatt arbeitet an einem
Buch.
Frohburg/Flößberg. An einem Buch mit
Zeugnissen und Informationen zum
KZ-Außenlager Flößberg arbeitet der
Verein Geschichtswerkstatt Flößberg e.V.
Er bittet dafür um Dokumente, Fotografien
und Berichte von Menschen aus den
umliegenden Orten, die auf verschiedene
Weise mit dem Lager in Berührung kamen,
nach Zeitzeugen und deren Nachkommen, die
etwas zur Erhellung der Geschichte
beisteuern können.
Im KZ-Außenlager Flößberg starben
235 Menschen
Das Lager im Fürstenholz bestand
zwischen November 1944 und April 1945.
Mehr als 1.900 zumeist jüdische Häftlinge
errichteten im Auftrag der
Hugo-Schneider-Aktiengesellschaft (HASAG)
eine Produktionsstätte für Panzerfäuste.
Mindestens 235 Menschen starben in
Flößberg. Zahlreiche weitere Menschen
wurden als nicht mehr arbeitsfähig nach
Buchenwald zurücküberführt und starben
dort.
Viele in der Umgebung hatten mit
dem Lager zu tun
"Nicht nur in Flößberg, auch in
anderen Städten und Dörfern der Region
besaß die Bevölkerung Kenntnisse von der
Großbaustelle und dem zu diesem Zweck
errichteten Zwangsarbeitslager in
Flößberg", sagt Stefan Walter vom
Vereinsvorstand. Die HASAG war als
Rüstungskonzern einer der größten
Arbeitgeber in Leipzig mit Zweigstellen
etwa im brandenburgischen Schlieben und
in Altenburg. "Aus Tagebucheinträgen geht
hervor, dass die HASAG in der Region in
aller Munde war. Das neu errichtete Werk
in Flößberg war monströs und durch einen
meterhohen Schornstein in der Region
weithin sichtbar." Im Auftrag der HASAG
agierten zahlreiche Subunternehmen auf
der Flößberger Baustelle. Bei diesen
Subunternehmen waren auch Menschen aus
der Region, etwa aus Borna, beschäftigt,
die, sagt Walter, "ihr Wissen über das
Lager in Flößberg am Küchentisch geteilt
haben dürften".
Aufgrund von Einquartierungen in
umliegenden Ortschaften gab es zahlreiche
Begegnungen zwischen Einheimischen und
dem Lagerpersonal, hat der Verein
recherchiert. "Im Rittergut Beucha waren
sowohl Angestellte der HASAG als auch des
SS-Personals des Flößberger Lagers
untergebracht. Bei diesen Begegnungen
entstanden Freundschaften und sogar
Liebesbeziehungen. Nach der Evakuierung
der Häftlinge im April 1945 wurde das
verlassene Lager Flößberg von vielen
Menschen der gesamten Region aufgesucht,
die sich dort mit zurückgelassenen
Materialien versorgten."
Flößberg und Beucha:
Zwangsarbeiter im Gasthof
Das Wissen um das KZ-Außenlager
Flößberg, so die Geschichtswerkstatt, sei
zu dieser Zeit in der gesamten Region
präsent gewesen. "Was aber ist heute noch
darüber bekannt? Wir suchen für die
pädagogische Vermittlungsarbeit sowie
eine Buchveröffentlichung nach noch
lebenden Zeitzeugen oder deren
Nachkommen, die ihre Erinnerungen,
Dokumente und Zeugnisse von diesem Lager
teilen möchten."
Alle Arten von Fotografien,
Dokumenten, Zeugnissen und Informationen
seien hilfreich, die sich auf das
KZ-Außenlager Flößberg, deren Häftlinge
sowie auf das verantwortliche Personal
der SS und der HASAG bezögen. Gesucht
würden unter anderem Fotografien der
Gaststätten in Flößberg und Beucha aus
jener Zeit. Hier waren ausländische
zivile Zwangsarbeiter untergebracht, die
ebenfalls für den Aufbau des HASAG-Werks
in Flößberg herangezogen wurden.
Info: Kontakt per E-Mail an
geschichtswerkstatt@web.de oder
telefonisch an Bernhard Walter (034345
- 22 494)
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