Ehrenhain wird umgestaltet
Borna. Der Ehrenhain in der Lobstädter Straße in Borna wird umgestaltet. Oberbürgermeisterin Simone Luedtke (Die Linke) gab gestern den Startschuss für die Erneuerung der Gedenkstätte. Eine Summe von 160.000 EUR wird investiert, um den Gedenkstein aufzuarbeiten. Auf zwei Tafeln sollen künftig alle Namen der 98 Opfer aus dem ehemaligen KZ-Außenlager Flößberg stehen.
Text: Leipziger Volkszeitung (26.11.2013)
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Ehrenhain wird umgestaltet
Gedenkstätte soll bis Ende Januar für 160.000 EUR erneuert werden

Borna. Oberbürgermeisterin Simone Luedtke (Die Linke) hat gestern den offiziellen Startschuss für die Erneuerung des Ehrenhains in der Lobstädter Straße gegeben. Morgen wird der Gedenkstein demontiert, der komplett aufgearbeitet werden soll. Daneben werden zwei Sandsteintafeln errichtet, die in Edelstahl gefasst sind und auf denen die Namen aller 98 Opfer aus dem ehemaligen KZ-Außenlager Flößberg stehen.

Der Baumbestand am Ehrenhain in der Lobstädter Straße ist bereits reduziert worden. Ziel sei es, die Bauarbeiten bis Ende des Jahres abzuschließen, heißt es aus der Stadt. Morgen wird der Gedenkstein abgebaut. Daneben werden zwei Sandsteintafeln installiert, auf denen die Namen aller Opfer zu lesen sind. Außerdem werden die Wege in der Anlage in Ordnung gebracht und die Gräber optisch herausgestellt. Ziel sei es, die Bauarbeiten bis zum Ende des Jahres abzuschließen, teilte die Stadt weiter mit.

Die Kosten für die Neugestaltung des Areals belaufen sich auf 160.000 EUR, wozu auch Fördergelder des sächsischen Sozialministeriums gehören. Die Umgestaltung geht auf die Initiative des Linken-Stadtrates Frank Feldmann zurück, der 2006 einen entsprechenden Beschlussantrag eingebracht hatte.

Oberbürgermeisterin Luedtke sagte, sie freue sich sehr, "dass wir es nach Jahren endlich geschafft haben, mit der Sanierung und Instandsetzung des Ehrenhains in der Lobstädter Straße zu beginnen". Wenn die Witterung mitspiele, könne der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar an einem komplett erneuerten Ehrenhain in einem würdigen Umfeld begangen werden.

98 Toten waren am 30. April 1945 auf dem Grundstück an der Lobstädter Straße neu bestattet worden. Zuvor hatte die US-Armee Massengräber im Flößberger Wald entdeckt. Im Jahr 1951 stimmte die Bornaer Stadtverordnetenversammlung einer Umgestaltung der Friedhofsanlage zu, die im Jahr darauf eingeweiht wurde. In den Jahren danach verblasste die Erinnerung an die jüdischen Opfer allerdings immer mehr. Bis 1989 gab es regelmäßig am 8. Mai, der in der DDR als Tag der Befreiung begangen wurde, sowie am Gedenktag für die Opfer des Faschismus, immer Anfang September, Gedenkveranstaltungen im Ehrenhain an der Lobstädter Straße. Auch heute finden dort Gedenkveranstaltungen statt.

Kommentar: Ums Geld kann es keine Diskussion geben
von Nikos Natsidis

Es wurde Zeit. Dass die Sanierung des Ehrenhains in der Lobstädter Straße in Borna jetzt in Angriff genommen wird, ist in keinem Fall zu spät. In jedem Fall dürfte es um die 160.000 EUR, die die Sanierung kostet, keine Diskussionen geben.

Weil es überhaupt keine Frage sein kann, dass der 98 ermordeten Opfer des Flößberger KZ-Außenlagers in würdiger Form gedacht wird. Weil es durchaus gedauert hat, bis gestern die Arbeiten an der Umgestaltung des Areals begonnen haben. Und weil damit auch ein Schlussstrich unter die zumindest in den Anfangsjahrzehnten der DDR etwas einseitig geratene Erinnerungskultur gezogen wird.

Bleibt nur noch zu wünschen, dass der Erinnerungsort nach Beendigung der Arbeiten, nach Möglichkeit bis Ende Januar, vielleicht eine etwas andere Rolle spielt als bisher. Womit Besuche von Schulklassen gemeint sein könnten oder auch von anderen Personengruppen - jenseits der Zwänge, die es diesbezüglich zu DDR-Zeiten gab.
Text: Nikos Natsidis, Leipziger Volkszeitung (26.11.2013)
Foto: Jens Paul Taubert
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