Installation soll an KZ-Lager erinnern
Flößberg: Verein sammelt mit Broschüre Spenden

Flößberg. Das große Ziel ist klar formuliert: Wenn sich im nächsten Jahr das Ende des Holocaust zum 65. Mal jährt, sollen Landschaftsinstallationen am ehemaligen KZ-Außenlager bei Flößberg zum Erinnern und Nachdenken anregen. Das hat sich der Verein Geschichtswerkstatt auf die Fahne geschrieben und möchte dafür nun mit Hilfe einer Broschüre Spenden sammeln. Die ersten Exemplare sind im Januar aus der Druckerei gekommen.

"Wer heute in diesen Bereich an der Straße nach Beucha kommt, wird nicht viel entdecken", beschreibt Vereinsvorsitzender Stefan Walter die derzeitige Situation. "Die Wiese am Waldrand, auf der einst die Häftlingsbaracken standen, ist leer. Im Wald sind Überbleibsel der Produktionsstätten sehr versteckt. Das Mahnmalgelände - für das unsere Recherchen ergaben, dass es ein Friedhof mit 38 Einzelgräbern ist - ist aufgrund fehlender Einfriedung in einem sehr schlechten Zustand."

Ergo müsse zum einen der Häftlingsfriedhof dringend saniert werden, wofür vor allem die Kommune die Verantwortung habe. Der Verein macht sich dagegen stark für ein zeitgemäßes Erinnern durch eine Landschaftsinstallation. Zehn mögliche Entwürfe dafür wurden 2007 in einem Sommersemester von Studenten des Fachbereichs Architektur der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig erarbeitet und vorgestellt (die LVZ berichtete).

Sie alle sind in der Broschüre, die in Deutsch und Englisch erschien, vorgestellt. Favorisiert wurde im Herbst 2007 Antje Zimmerlings Projekt "Der Bahndamm". Dieses Mahnmal soll sich vom Schnittpunkt der Straße und dem einstigen Bahndamm in zwei Richtungen über je 75 Meter erstrecken. Der mit japanischem Blutgras bepflanzte und mit Holz beplankte Dammabschnitt steht für die Vergangenheit, den Tod und das Leid der Häftlinge. Die mit Rotahorn bepflanzte Hälfte für die Zukunft. "Dieses Mahnmal unmittelbar an der Straße ist weithin sichtbar, macht neugierig, fügt sich in die Landschaft ein", so Katrin Henzel vom Verein Geschichtswerkstatt vor dem Eulataler Ortschaftsrat. "Es soll der Anfangspunkt sein. Wir halten es aber für sinnvoll, ihn mit anderen Entwürfen zu kombinieren, um die Besucher zum Friedhof zu leiten."

Da die Umsetzung des Projektes nicht billig sein dürfte, versuchen die Initiatoren nun, bei großen Wirtschaftsunternehmen und begüterten Privatpersonen finanzielle Unterstützung zu erhalten. Als prominenten Schirmherrn konnten sie dafür den Leipziger Kabarettisten Bernd-Lutz Lange gewinnen. In einem Geleitwort unterstreicht er in der Broschüre: "Mit der KZ-Gedenkstätte Flößberg wird jenen Menschen, die dort gelitten haben oder ihr Leben lassen mussten, für alle Zeiten ein ehrendes Andenken erwiesen."

Im Eulataler Ortschaftsrat stieß das Bemühen des Vereins auf großen Widerhall. "Ich kann diese Aktivitäten und das Erinnern an die Vergangenheit nur begrüßen und bitte auch meine Abgeordnetenkollegen, das Anliegen mit Spenden zu unterstützen", so Eberhard Schneidenbach. Dieter Scholz würdigte, welche ungeheure Arbeit in dem Projekt stecke. "Das hat jede Unterstützung verdient", bekräftigte er. Der Flößberger Heiner Aurich hofft, dass damit endlich Bewegung in die Sache komme: "Wir diskutieren ja schon lange. Nun könnte etwas Gescheites herauskommen."

Im Frühjahr sollen der Spendenaufruf offiziell gestartet und ein Spendenkonto eingerichtet werden. Auf die Reaktion sind nicht nur die Initiatoren des Vereins gespannt.
Text: Thomas Lang, Leipziger Volkszeitung (11.02.2009)
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