Im
einstigen KZ-Außenlager Flößberg wurde am
Internationalen Holocaust-Gedenktag der Opfer
gedacht
Flößberg
(tl). Der Leiden der 1.900 meist jüdischen
Häftlinge, die von November 1944 bis April
1945 das Außenlager Flößberg des KZ
Buchenwald durchliefen - 235 davon starben
vor Ort -, gedachten am Sonntagvormittag zum
Internationalen Holocaust-Gedenktag Bürger
auf dem Häftlingsfriedhof im Großen
Fürstenholz.
Mit einem ergreifenden, einst mit
Bleistift in einem verplombten Waggon
geschriebenen kleinen Gedicht des
israelischen Lyrikers und
Holocaust-Überlebenden Dan Pagis begann die
Veranstaltung. "Schon diese wenigen Zeilen
verweisen dezent und doch eindringlich,
erschütternd auf das Leid derjenigen, die dem
Rassenwahn des Nationalsozialismus zum Opfer
fielen. Wir sind heute hier, um uns dieses
Leids zu vergegenwärtigen", so Katrin Henzel
vom Geschichtswerkstatt Flößberg e.V. Dafür
sei auch dieser Platz im Wald bei Flößberg
wichtig. Ein großes Anliegen des Vereins
bleibe es deshalb, dem Appell und Auftrag der
UNO aus dem Jahr 2005 nachzukommen, die Orte
des Verbrechens, die Lagergelände, als
Gedenkstätte zu bewahren.
Dass auch in Flößberg, obwohl hier kein
Vernichtungslager war, Grauenhaftes und
unermessliches Leid geschah, darüber gab auch
ein Überlebenden-Bericht von Jeschajahu
Pudlowski aus Piotrkow Zeugnis ab, den
Vereinschef Stefan Walter verlas. "Die
Lektion, die wir zu erlernen haben, ist die:
Was auch immer passiert, Menschen müssen
tolerant zueinander sein und gemeinsam in
Frieden leben", hieß es darin.
"Wir stehen hier mit Scham, Traurigkeit
und Mitleid für jene, die gelitten haben",
begann der sächsische Landtagsabgeordnete
Georg-Ludwig von Breitenbuch (CDU) sein
Grußwort. Er forderte, einen klaren Blick auf
die deutsche Geschichte und die vielen Täter
zu haben. "Für uns ergibt sich, unseren
Kindern, Enkeln und Mitmenschen sichtbar zu
machen, wie wichtig Mitleid ist. Denn mit
Mitleid kann so etwas nie wieder passieren",
formulierte er unter anderem.
Eine Schweigeminute schloss sich an.
Blumen wurden von Vertretern des Vereins
Geschichtswerkstatt und der Linkspartei am
Gedenkstein niedergelegt.
In einem kurzen Ausblick verwies Walter
darauf, dass im kommenden Jahr - am 30.
November 2014 - der 70. Jahrestag der
Eröffnung des Flößberger Lagers anstehe. "Es
dürfte wohl eine der allerletzten
Möglichkeiten sein, eines der Lager-Jubiläen
mit lebenden Zeitzeugen zu begehen", so der
Vereinsvorsitzende. Spätestens bis zu diesem
Termin sollte deshalb die Situation des
Erinnerns in Flößberg verbessert werden. Er
bat alle Anwesenden, in diesem und im
nächsten Jahr daran mitzuarbeiten. Ein
Gesamtkonzept für die Gestaltung des
Erinnerungsortes habe der Verein 2012
erarbeitet und dieses mit dem neu gegründeten
Förderverein Gedenkstätte Flößberg e.V.
abgestimmt. Das Konzept liege mittlerweile
der Stadt Frohburg und dem Landkreis zur
Kenntnisnahme vor. Es bestehe im Kern aus
fünf Eckpunkten. Dazu zähle die Sanierung des
KZ-Häftlingsfriedhofs und die Gestaltung des
Bahndamms auf Grundlage der Planungen der
Hochschule für Technik, Wissenschaft und
Kultur Leipzig. Zudem sollen Wegweiser in den
Ortslagen Flößberg und Beucha aufgestellt und
ein Erinnerungspfad entlang der vorhandenen
Spuren angelegt werden. Jugend- und
Bildungsprojekte seien fortwährend
durchzuführen und zu unterstützen. "Das sind
im Kern alles realistische und realisierbare
Teilprojekte, zu denen oft bereits
umfangreiche Detailplanungen vorliegen bis
hin zu Kostenvoranschlägen", so Walter.
Bereits in einem Monat, am 28. Februar,
wird der bekannte Leipziger Autor und
Kabarettist Bernd-Lutz Lange nach Borna
kommen und im dortigen Stadtkulturhaus ab
19:00 Uhr aus seinem neuesten Buch "Das Leben
ist ein Purzelbaum" lesen. Die Einnahmen
dieser Benefiz-Veranstaltung kommen dem
Projekt Flößberg zugute.