Rückblick
Ein Rückblick in Wort, Bild und Ton zu einer Veranstaltung der katholischen Gemeinde St. Joseph Borna.
Kaplan Thomas Wiesner (l.) verlässt Borna. Neuer katholischer Pfarrer wird Markus Scholz.
Neuer katholischer Pfarrer kommt nach Borna
Kaplan Thomas Wiesner wechselt nach Greiz / Zwickauer Markus Scholz zuletzt bei Pfarrei in Riesa

Borna/Geithain. Wechsel an der Spitze der katholischen Gemeinden in Borna und Geithain. Nach nahezu fünf Jahren wird hier am 23. Oktober 2022 Kaplan Thomas Wiesner verabschiedet. Er wechselt zum 1. November in die Pfarrei St. Paulus im thüringischen Greiz. Nachfolger von Wiesner wird Pfarrer Markus Johannes Scholz.

Neuer Pfarrer aus Zwickau

Der 56-jährige, der aus Zwickau stammt, ist bisher Pfarrer in Riesa. Er feiert am Wochenende 29./30. Oktober seine Willkommensgottesdienste in Borna, Geithain und Bad Lausick.

Kaplan Wiesner war schon vor seiner hiesigen Zeit in Thüringen – und zwar als Diakon in der Pfarrei St. Elisabeth in Gera. Seine vergleichsweise kurze Phase in Borna vergleicht er mit einem Getreidekorn, das ausgesät und über Jahre gepflegt wurde. Seine Bornaer Zeit sei wie eine "noch nicht ganz erntereife Ähre". Er hoffe, dass er "vielleicht schon hier und da ein paar reife, neue Körner" habe abgeben können.

Mit Wiesner, der aus Wilsdruff bei Dresden stammt, verlassen Ansgar Orgaß und Gemeindereferentin Sabine Bley das Team der Pfarrei Hl. Teresia Benedicta vom Kreuz (Edith Stein).

Neue Pfarrei seit zwei Jahren

Die Pfarrei war vor zwei Jahren gebildet worden. Damit fand die Umstrukturierung des Bistums Dresden-Meißen auch zwischen Leipzig und Chemnitz ihren Abschluss. Neben der seinerzeitigen Pfarrei St. Joseph in Borna gehören die damaligen Pfarreien St. Benno Geithain - Bad Lausick, Mariä Unbefleckte Empfängnis in Limbach-Oberfrohna, St. Laurentius in Mittweida und Heilig Kreuz in Wechselburg dazu.

Die Pfarrei zählte bei ihrer Gründung etwa 3.700 Mitglieder, und sie ist eine der flächenmäßig größten im Bistum Dresden-Meißen. Leiter der Pfarrei ist der frühere Pfarrer Dietrich Oettler. Der Hauptsitz ist in Limbach-Oberfrohna.

Der heutige Name der Pfarrei ist das Ergebnis eines langen Erkundungsprozesses. Dass die Pfarrei den Ordensnamen der konvertierten Jüdin Edith Stein trägt, war der Wunsch des Dresdner Bischofs Heinrich Timmerevers.

Gemeinde Borna seit 1919

In Borna hatten viele Jahrhunderte nach der Reformation keine katholischen Gottesdienste stattgefunden. Den ersten hatte es dann wieder 1890 gegeben. Daran hatten ausschließlich Militärs teilgenommen. Der Bedarf hatte dann zugenommen, nachdem immer mehr Arbeiter aus katholischen Gegenden wie Schlesien, Polen und Bayern nach Borna gekommen waren. Die katholische Gemeinde war im Jahr 1919 gegründet worden.
Text: Nikos Natsidis, Leipziger Volkszeitung (21.10.2022)
Fotos: Philipp Ramm & Lutz Weidler

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Fotos: Philipp Ramm-Kokot

Markus Scholz ist seit Monatsbeginn Pfarrer in der katholischen Gemeinde Borna.
Neuer katholischer Pfarrer in Borna ist ein Spätberufener
Markus Scholz hat seinen Dienst zu Monatsbeginn angetreten / Kein gerader Weg ins Priesteramt – Theologiestudium mit 40 begonnen

Borna. Nein, ein gerader Weg war es nicht für Markus Scholz zum Priesteramt. Der Mann vom Jahrgang 1966 musste erst 40 werden, ehe er sich zum Theologiestudium entschloss, um Pfarrer zu werden. Scholz ist also ein Spätberufener. Seit Beginn des Monats ist er als Nachfolger von Thomas Wiesner katholischer Pfarrer in Borna.

Der gelernte Elektronikfacharbeiter stammt aus einem gut katholischen Elternhaus in Zwickau. Dorthin hatte es seine Familie als Flüchtlinge aus Schlesien verschlagen. In die DDR und in die evangelischen Stammlande, also in eine doppelte Diaspora. Katholik in der DDR zu sein, bedeutete, "dass immer klar war, dass ich keine Jugendweihe mache".

Was allerdings zur Konsequenz hatte, dass Scholz, obwohl Jahrgangsbester an seiner Schule, nicht die Erweiterte Oberschule (EOS, heute Gymnasium) besuchen und damit kein Abitur machen durfte. Dazu hatte er erst später, gewissermaßen im zweiten Anlauf, die Möglichkeit. Es war nicht das Einzige, wofür der Geistliche mehrere Anläufe benötigte. Nach der Arbeit im Kraftwerk in Zwickau studierte Scholz Elektronik in Mittweida. Später, nach der Wende, fand er Arbeit in Erlangen und Dresden.

Es war die Zeit, in der er wie die meisten Menschen eine Familie gründen wollte. "Aber das ergab sich nicht so richtig." Und schon damals spielte er mit dem Gedanken, sich für den Dienst in und an der Kirche zu entscheiden. Immer wieder verbrachte er Zeit in einem Kloster.

Die Initialzündung war dann eine schlimme gesundheitliche Erfahrung. Eine Herzentzündung, die Scholz neun Wochen niederwarf. "Da habe ich viel nachgedacht." Was würde er machen, wenn er eine zweite Chance bekäme? Das trieb ihn mehr und mehr um. Und am Ende nahm er ein Studium am Priesterseminar der Deutschen Bischofskonferenz in Lantershofen in Rheinland-Pfalz auf. 2013 wurde er schließlich zum Priester geweiht.

Nach Stellen in Leipzig-Reudnitz und Meißen war er leitender Pfarrer in Riesa. Ein Posten, den er auf eigenen Wunsch aufgegeben hat, sodass er nun innerhalb der großen Pfarrei Hl. Edith Stein mit Hauptsitz in Limbach-Oberfrohna für Borna, Geithain, Bad Lausick, Frohburg und Regis-Breitingen zuständig ist.

"Von Borna kannte ich nicht viel", gibt Markus Scholz zu. Abgesehen davon, dass er auf dem Weg von Reudnitz in seine Heimatstadt Zwickau regelmäßig durch die Stadt fuhr. Dafür war die Aufnahme in der neuen Gemeinde "sehr angenehm". Es gab einen Willkommensabend, zu dem auch Oberbürgermeister Oliver Urban (SPD) erschien. Scholz setzt auf ein gutes Verhältnis zur evangelischen Gemeinde. In Riesa "gab es eine enge Zusammenarbeit". Er sei es gewohnt, unkompliziert miteinander umzugehen. "Ich habe da keine Berührungsängste."
Text: Nikos Natsidis, Leipziger Volkszeitung (28.11.2022)
Foto: Nikos Natsidis

"Ich bin humorig und nicht verbissen."
Das BSJ im Gespräch mit dem katholischen Pfarrer Markus Scholz

Borna. Anfang November trat Pfarrer Markus Scholz seinen Dienst in der katholischen Pfarrei Hl. Edith Stein Limbach-Oberfrohna an. Wie die Ortsangabe schon aussagt, befindet sich der Hauptsitz der katholischen Pfarrei in Limbach-Oberfrohna. Vor einigen Jahren machte es die Strukturreform der katholischen Kirche im Bistum Dresden-Meißen notwendig, dass auf Grund schwindender Mitgliederzahlen einige Pfarreien zusammengelegt werden mussten. Somit gehören die Alt-Pfarrei Borna mit den Gebieten Frohburg, Regis-Breitingen und die Alt-Pfarrei Geithain - Bad Lausick dazu. Markus Scholz war in den wenigen Wochen seines Dienstes schon oft unterwegs. Schmunzelnd berichtete er uns, dass er nach seinen Terminen, die ihn bis in die Abendstunden beschäftigten, oftmals Mühe hatte, die richtige Abfahrt an den sich ständig ändernden Wegführungen, der sich im Bau befindlichen A72, zu finden.

Borna ist nun der Wohnort des katholischen Geistlichen. Er gibt offen zu, noch wenig von der großen Kreisstadt kennengelernt zu haben. In jedem Fall wäre er aber daran interessiert, seine evangelischen Kollegen in den jeweiligen Orten seines Wirkens kennenzulernen.

Ökumene ist für den aus Zwickau stammenden Pfarrer nicht nur ein Wort. "Wissen Sie, wir sind hier in der Diaspora einfach zu wenig Christen, so dass es doch nur gut werden kann, wenn wir zusammenarbeiten", so Pfarrer Scholz, der zugibt, dass ihn der Mitgliederschwund in den Gemeinden traurig stimmt. Oftmals ist es ein falsch verstanden werden oder eine fehlende Kommunikation, resümiert der fest im katholischen Glauben stehende Mann.

Sein Weg zum katholischen Pfarrer führte ihn zunächst über ein Studium der Elektrotechnik in Mittweida zu Arbeit in Dresden und Erlangen. Als gebürtiger DDR-Bürger und aus einem katholischen Elternhaus stammender gläubiger Mann, wurde ihm, wie so vielen, der Weg zum Abitur verweigert. Somit lernte der Geistliche das Kämpfen um seine Ziele. Er legte ein Technisches Abitur ab, bevor er den Weg zum Studium der Elektrotechnik beschritt. Eine schwere Herzklappenentzündung brachte ihn dazu, sein Leben neu zu überdenken.

Die Vorstellung, als Priester tätig zu sein, habe ihn schon lange begleitet, jedoch hatte er sich bis zu diesem Zeitpunkt in seinem Leben nicht dazu berufen gefühlt, diesen Pfad auch zu beschreiten. Sein Weg des intensiven Reflektierens führte ihn schließlich zum Priesterseminar der Deutschen Bischofskonferenz in Rheinland-Pfalz.

2013 wurde Markus Scholz zum Priester geweiht. Seine erste Pfarrstelle trat er in Leipzig-Reudnitz an. Danach ging seine Mission zwei Jahre nach Meißen und anschließend war er zwei Jahre lang leitender Pfarrer in Riesa. Letzteres Amt gab der Theologe aus gesundheitlichen Gründen auf.

Auf die Stelle in Borna habe er sich gefreut und schon der freundliche Empfang sowohl der Gemeindemitglieder als auch des Oberbürgermeisters bestätigten ihm, dass seine Entscheidung, hier in Borna Fuß zu fassen, richtig war. Borna liegt in der prosperierenden Region Leipzig, welche eine hohe Strahlkraft in Sachsen besitzt.

Durch seinen Lebensweg ist Pfarrer Markus Scholz ein Mann, der sehr gut zuhören kann und auch vermag Zwischentöne wahr zu nehmen. "Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit sowohl mit meinen Gemeinden, des Pfarramtes als auch der evangelischen Gemeinden und bin gespannt, wen ich noch alles kennen lernen darf", so der uns auf Anhieb sympathische Geistliche.
Text: Robert Krause, Bornaer Stadtjournal (13.12.2022)
Foto: Robert Krause
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